Parachromis loisellei

  • Hallo,

    heute möchte ich euch einen wunderschönen und relativ friedlichen mittelamerikanischen Buntbarsch vorstellen: Parachromis loisellei (Bussing, 1989). Es ist die kleinste und friedlichste Art der Gattung Parachromis (Agassiz, 1859), welche in Mittelamerika auch Guapotes genannt werden, was soviel bedeutet wie die großen Hübschen. Das Vorkommen erstreckt sich auf Costa Rica, Honduras, Nicaragua und Panama. Dabei unterscheiden sich die Tiere je nach Herkunft mal mehr, mal weniger in Farbe und Form. Ich werde im Folgenden über die Variante schreiben, die ich pflege. Diese ist auch am häufigsten bei Züchtern und im Handel anzutreffen.

    Dieser Cichlide verfügen über eine wunderschöne gelbe Grundfärbung und im männlichen Geschlecht zusätzlich über ein faszinierendes Rückenmuster. Die Weibchen sind in erster Linie knallig-gelb gefärbt. Spätestens ab etwa 10cm Gesamtlänge lassen sich die Geschlechter anhand der Wurmlinien-Zeichnung, welche nur das Männchen besitzt, unterscheiden. Vor allem anhand des Rückens und der Kiemendeckel kann man Jungfische ab dieser Größe schon gut unterscheiden. Im folgenden Bild ist das Männchen unten und das Weibchen ist oben. Hier sieht man, dass die Unterscheidung geschlechtsreifer Tiere wirklich nicht schwierig ist.

    Die Art kann wird maximal 30cm groß, die Weibchen bleiben meist deutlich kleiner und ist daher eher den mittelgroßen mittelamerikanischen Cichliden zuzuordnen. Dementsprechend benötigt man auch keine Aquarien von 1000 Litern und mehr, sondern für ein harmonierendes Pärchen reicht auch ein Aquarium mit 150cm Kantenlänge. Größer ist natürlich immer besser. Bei der Vergesellschaftung muss man Bedenken, dass diese Art ein Raubfisch ist, sich also auch von kleineren Fischen ernährt. Alles was ins Maul passt, wird gefressen. In der Regel sind aber alle Fische die über ein Drittel der Größe der Parachromis loisellei haben und zudem eher hochrückig sind, vor den Attacken der Räuber sicher. Ansonsten ist P. loisellei, im Gegensatz zu seinen Verwandten P. dovii und P. motaguense, ein eher friedlicher Mittelamerikaner. Ich konnte bei meinen P. loisellei noch keine einziges Mal beobachten, dass sie zubeißen. Anderen Fischen drohen, das tun sie öfter, aber das bleibt immer harmlos und ohne Verletzungen. Auch innerartlich sind sie nicht übermäßig aggressiv, so dass eine Gruppenhaltung in einem entsprechend großen Aquarium möglich ist. Die Vergesellschaftung mit Paraneetroplus (früher Vieja)-Arten klappt meist sehr gut auch mit vielen anderen Mittelamerikanern, wie z.B. Rocio octofasciata, gibt es keine Probleme. Lediglich mit anderen Parachromisarten sollte man sie nur in sehr großen Aquarien vergesellschaften.

    Die Ernährung ist nicht schwierig. Gefressen wird alles was ins Maul passt und davon möglichst viel. Gerade Jungtiere sind sehr verfressen. Da es sich um einen Räuber handelt, sollte die Ernährung auch Garnelen, Krebse oder Fische beinhalten. Hier kann man sich gut am Kühlregal bzw. der Gefrierfach im Supermarkt bedienen. Trocken und Frostfutter wird ebenso gierig gefressen. Aber auch Grünfutter wird von P. loisellei nicht verschmäht. Sind die Tiere ausgewachsen sollten mehrere Fastentage pro Woche eingelegt werden.

    Bei der Aquariengestaltung ist auf Reviergrenzen in Form von großen Steinen und Wurzeln zu achten, so wie auf Rückzugsmöglichkeiten für unterlegene Tiere. Meist ist dies das Weibchen. Am besten schafft man ein Unterstand in den das Männchen nicht hineinkommt. Auf eine Bepflanzung muss nicht verzichtet werden, da diese Art keine Pflanzen frisst. Allerdings buddelt sie, wie alle mittelamerikanischen Großcichliden gerne, daher sind Aufsichterpflanzen und Schwimmpflanzen die besser Wahl.

    Hinsichtlich der Wasserwerte ist dieser Cichlide, wie nahezu alle Mittelamerikaner nicht sonderlich anspruchsvoll. Ich verwende das Wasser so, wie es bei mir aus der Leitung kommt. Die Temperatur sollte mindestens 25 Grad betragen. Die Filterung muss daran angepasst sein, dass diese Tiere durch ihre Größe viele Ausscheidungen produzieren. Hier hat sich der Einsatz eines (Mehr-)Kammerinnenfilters bewährt. Durch die vielen Stoffwechselprodukte entsteht auch viel Nitrat, daher ist ein regelmäßiger Wasserwechsel nötig. Hier ist ein Intervall von ca. 50% pro Woche anzuraten. Wenn man z.B. Efeutute oder Monstera mit den Wurzeln in das Aquarium hängt, und diese in Verbindung mit ausreichend Licht ein gutes Wachstum zeigen und somit für einen effektiven Nitratabbau sorgen, kann das Intervall auch verlängert werden.

    Die Paarbindung ist meist recht unkompliziert, oftmals harmonieren auch zwei willkürlich zusammengesetzte Partner. Nach Möglichkeit sollte man den Cichliden aber die Möglichkeit geben, sich selbst zu Pärchen zusammenzufinden. Hat sich ein Pärchen gefunden, schreiten diese bereits in frühem Altern zur Fortpflanzung. Meine Tiere waren knapp über 10cm als ich die ersten Fortpflanzungsversuche beobachten konnte. Eine besondere Balz konnte ich bei meinen Tieren dabei nie feststellen. Es handelt sich um einen typischen Offenbrüter. Die Aufzucht der Jungtiere ist nicht kompliziert.

    Ich bin total begeistert von der Art, unter anderem auch, weil sie total zutraulich, pflegeleicht und wie ich finde sehr schön sind. Ich hoffe, ich kann den ein oder anderen davon überzeugen es doch einmal mit diesem schönen Guapote zu versuchen. Wenn man die grundlegenden Dinge, die ich hier beschrieben habe beherzigt, wird man sehr viel Freude an diesen Fischen haben.

    Literatur: Stawikowski, R. & Werner, U. ( 1998 ). Die Buntbarsche Amerikas. Band 1. Stuttgart: Ulmer Verlag.

  • Man Tobi,

    jetzt hab ich mich doch glatt von dir anstecken lassen.

    Nun schwimmen einige junge Loisellei auch mal wieder bei mir rum. Sind einfach tolle Fische und passen eigentlich fast immer irgedwo rein.

    Gruß

  • Das sind ja mal Neuigkeiten... :D
    Woher? wie groß? Und achja... :B
    Tobi du darfst uns auch gerne mit weiteren Fotos deiner Prachtexemplare, den Tag versüßen. :-)/~
    Meine haben sich fast verdoppelt und sind richtig fiese Drecksäcke! Hoffe das nimmt noch mit dem Alter ab... Maßnahmen wie Temperatursenkung, mehrfache Fütterung am Tag und Anderüngen an der Dekoration brachten Garnichts! Hoffe mit der Besatzaufstockung um drei Nandopsis tetracanthus, kehrt nun wieder etwas Ruhe ins Becken ein.

  • Hallo zusammen,

    die Tiere sind NZ eines privaten Pflegers. Es handelt sich, wie bei Tobi, um die übliche Aquariumpopolation.

    Ich habe 9 Tiere von 6- 8 cm. Noch zu klein für vernünftige Bilder. Werde sie erstmal in 400 liter ran ziehen und möchte später 2 Paare in die 1300 Liter-Gemeinschaft intigrieren.

    Tetracanthus ist ein Traumfisch. Denk bitte daran, dass sie es gerade als Jungtiere etwas wärmer brauchen. Bekannte Aquarianer von mir waren vor kurzen auf Kuba und die Lage dort ist erdenklich schlecht. Es gibt kaum noch Biotope mit tetracanthus und der ramsdeni scheint nun doch ausgestorben. Es liegt nun an uns den tetracanthus zu erhalten. Eine Entnahme aus der natur wird wohl auch bei ihm bald nicht mehr möglich sein. Ramsdeni ist leider schon verschwunden.

    Ich spreche die Temperatur an, weil du ja mit der Senkung der selbigen das Temprament der loisellei etwas dämpfen möchtest. Dies könnte für deine tetracanthus nicht gut sein!! Bis zu einer Größe von mind. 15 cm (Männchen) sollte man Nandopsis tetracanthus bei 28-30° pflegen!! Und dann langsam in den "normalen" Bereich gehen. Aber insgesamt immer etwas wärmer.

  • Hast du die zufällig aus Beckum!? Falls ja, meine entwickeln sich trotz anfänglicher Ärgernis zu echt verdammt hübschen, kunterbunten Exemplaren. :thumbup: Scheint als hätte ich größtenteils/nur "Silberrücken" erwischt, bei zweien von 6 kann ich noch weiter hoffen. Habe trotzdem den Import von einem weiteren Pärchen loisellei mit Fundort in Auftrag gegeben! :D Die Nandopsis sollten gestern kommen, ist aber leider nichts daraus geworden... Denke ich fahre am Freitag zum Hobby Zoo Neud*rf unds schaue was die da haben. Würde ja am liebsten meine "Vieja" um zwei Aufstocken, denn die haben den hinterhältigen Attacken der "gelben Teufel" leider wenig entgegen zu setzen und lassen sich immer weiter einschüchtern... Ja wirklich sehr schade um die wie ich finde sehr schönen, außergewöhnlichen und interessanten Chichliden Kubas! :thumbdown:

  • Ja, sind auch aus Beckum :D

    und wenn ich mir die dortigen Aquarien anschaue sollte ich meine Art Aquaristik noch mal überdenken. Ich glaube meine Aquarien sind zu groß 8o

    Naja haupsache es werden hübsche Tiere. :thumbup:

    zu Viejaaufstockung:

    Ich habe gerade 2 synspilum-Paare zusammen gesetzt. Zwei verschiede Varianten. Also nicht in einer Gruppe aufgewachsen. Leider verstehen sich die beiden Männchen zur Zeit noch gar nicht. Hoffe das sich das mit der Zeit gibt. Sind deine "gefleckten" auch aus Beckum? Dann hol dir dort noch welche. Oder möchtest du eine andere Art?

    Gruß

    Michael

    P.S. Berichte mal von deinem Besuch bei HobbyZoo, event. mit Bilder wäre toll.

  • Hallo

    @ Michael: ohne loisellei geht halt einfach nicht :D

    @ Thommy: Danke für das das neue Unterforum in der Gattungsdatenbank :-)/~

    @ Nobby: Ich denke das lässt sich einrichten mit neuen Bildern. Vielleicht komme ich am Wochenende dazu ;)

  • Ich glaube meine Aquarien sind zu groß 8o

    Ich glaube auch... :D Allerdings war wirklich nicht ein Tier verletzt oder konnte irgendwelche Aggressionen feststellen! Ja die "gefleckten" sind auch von da und die pearsei gefielen mir ebenfalls. :thumbup: Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung was als nächstes ins Becken kommt... Erstens gingen alle Planungen und Wunschdenken grundsätzlich IMMER schief und zweitens interessiert das die Flossenträger eh reichlich wenig wie toll man sich das vorher alles überlegt hat und machen letztendlich was sie wollen... :rolleyes: Freitag wissen wir mehr! :D

    P.S. Berichte mal von deinem Besuch bei HobbyZoo, event. mit Bilder wäre toll.

    Mal sehen was sich da zeitlich machen lässt, aber ein paar Schnappschüsse sind bestimmt machbar! ;)

    Vielleicht komme ich am Wochenende dazu ;)

    Ja irgendwer muss uns ja mit Fotos von "ordentlichen" loisellei versorgen und du bist nun mal der einzige der das Momentan kann... :thumbup:
    Dein Becken hast du nicht zufällig bereits Vorgestellt!? 8o

  • Nein, meine beiden Mittelamerika-Becken habe ich hier noch nicht vorgestellt. Kommt aber auch noch ;)

    Ausgewachsen sind meine loisellei ja auch noch nicht. Aber das Männchen wird immer imposanter :thumbup:

  • Hallo,

    hier ein paar Bilder. Man möge mir die ungeputzen Scheiben entschuldigen, bei dem Wetter hatte ich einfach keine Lust lange im Keller zu stehen. :whistling:

    Das Männchen hat sich heute eifrig Drohduelle mit einem heranwachsenden Paraneetroplus fenestrata geliefert. Aber seht selbst

  • Nein, meine beiden Mittelamerika-Becken habe ich hier noch nicht vorgestellt. Kommt aber auch noch

    Na dann mal los aber die Bilder nicht vergessen..... :D


    MFG
    Gerhard

  • Hallo Tobi,
    vielen Dank fürs zeigen! :thumbup: Meine gelben Terroristen fliegen so schnell wie möglich raus aus dem Becken!!!
    Ich habe nun wirklich alles versucht und kann ihnen nichtmehr dabei zusehen,
    wie sie sich und alle anderen Beckenbewohner regelrecht zerfetzen...:cursing:

  • Gelbe Terroristen??? Die loisellei sind doch ganz harmlos :D

    Bei solchen kleinen Unruhe-Stiftern braucht es in der Regel einfach jemanden, der ihnen ihre Grenzen aufzeigt und für Ruhe sorgt. Wenn bei mir einer von den loisellei Stunk machen will, kommt der Chef im Becken an und stoppt sie. In meinem Fall ist das ein 35cm großes Paraneetroplus fenestrata Männchen (der Vater von dem Heranwachsendem auf den Fotos). Das funktioniert nur dann nicht, wenn ich mit dem Fotoapparat komme. Dann haut der Chef nämlich ab und versteckt sich bis ich mit dem blitzenden Ding wieder weg bin :cursing: Da können dann solche Fotos entstehen, wo die loisellei einen auf dicke Hose machen. :thumbup:

    Weil du von zerfetzt sprichst: Beißen deine loisellei wirklich zu? Mehr als drohen, habe ich meine noch nie gesehen...

  • Hi Tobi,

    die beißen nicht nur zu, die attackieren gezielt die
    Empfindlichsten Stellen oder wozu sich grade die Gelegenheit ergibt und stoßen/reißen
    richtige Wunden! Denke dieses Verhalten haben sie sich angeeignet, als die
    Segelflosser noch mit im Becken waren!? Die sind Mittlerweile auch völlig Angstfrei
    und drohen nicht, sondern attackieren SOFORT und das „mit Liebe“! Vergleichbares
    Verhalten konnte ich bisher nur bei ausgewachsenen dovii beobachten. Von ihrem
    Chef Thron, holt die auch nichts mehr runter, zumindest nichts das auch ins Becken
    passt…

  • Hallo Normen,

    das hört sich ja gar nicht gut an. Aber loisellei ist eigentlich* nicht so. Klar das sie beim herranwachsen ihre Grenzen ausloten wollen. Wenn das "Pflegelalter" durch ist müsstest du es eigentlich geschafft haben. Wenn du durchhälst, bzw. deine Mitinsassen. Ich habe ja auch eine Gruppe loisellei aus der selben Quelle wie du. Es waren 10 Tiere. Davon hat der größte einen kleineren kaputt gekloppt. Kommt vor. Ist aber auch meine schuld. Ich hätte den Größten nicht mit nehmen dürfen. Er ist von der Masse her das doppelte. Nun habe ich ich raus genommen. Die restlichen acht Tiere sind zZ in 100 Liter und es klappt bisher super. Habe aber auch das Gefühl das das männliche Geschlecht weit in der Überzahl ist. :(

    *Vor etlichen Jahren hatte ich mir mal aus dem Handel in Holland loisellei mit gebracht. Diese wären auch extrem agressiv.Die haben sich beim Maulzerren sogar gegenseitig die lippen raus gerissen. Klar das ich die auch nicht lange hatte!

    Es gibt für mich auch nichts nervigeres als ein gezieltes jagen und beissen ohne Ende in Sicht. Da kann ich auch schnell die Lust verlieren.

    Naja, als nächstes könnte ich dir friedrichsthalii empfehlen. Diese sind bei mir absolut lieb und ehr zurückhaltend. Und farblich auch ne schau. "Nichtwissende" halten mein altes Weibchen oft für ein festae :thumbup: