Treffen der Mecklenburger Welsfreunde 2016 - 08.-10.04.2016

  • Zu recht früher Stunde eröffnete Dr. Peter Debold am Samstagmorgen das Treffen der Mecklenburger Welsfreunde 2016.

    Es war wohl das 26. Dieser Treffen, höchste Zeit Peter einmal in gebührenden Rahmen für all die Organisation über die ganzen Jahre hinweg zu danken. Hans-Georg Evers, ein Teilnehmer von Anfang an, übernahm das für alle Anwesenden. Auch wenn ich erst das 11. Mal dabei war: Vielen Dank an Peter.

    Erik Schiller berichtet anschließend über "Die Wels-Szene in Deutschland". Ein guter „Tarnname“ für einen vom Inhalt her überraschenden Vortrag über die Geschichte der Treffen der Mecklenburger Welsfreunde. Erik hatte sich die Mühe gemacht, Bilder von den ersten Treffen bis zur Gegenwart zusammenzustellen. Nicht immer war es einfach die abgebildeten Personen wiederzuerkennen und hin und wieder war dieses dann auch mit einem leichten Schmunzeln verbunden.


    Anschließend stellte uns Dr. Rainer Hoyer diverse "Lebensräume von Welsen in Südostasien" vor. So ging es durch Thailand, Vietnam und Borneo. Natürlich ging es nicht nur um Welse, sondern auch um andere Fische, die Rainer und Begleiter bei mehreren Reisen nach Südostasien fangen konnte. Zum Beispiel fand er Mysiesomus thermoicos, Lepidocephalus thermalis, Pseudospromenus cupanus, Acanthocobitis urophthalmus, Gastromyzon crenartus, Gastromyzon scitulus, Puntius tittaya, Pethia nigrofasciata, Lepidocephalus thermalis, Belontia signata, Malpulutta kretseri, Parosphromenus nagyi, Ompok pabda, Heterobagrus leucophasis, Heteropneustes fossilis, Bagarisu yarelli. Hier und dort war die Fischreise mit kulturellen Besonderheiten ergänzt und stellte eine tolle Einladung nach Südostasien dar.


    Französisch Guayana – ein Teil der Europäischen Union und so von Fischfreunden gerne aufgesucht, da die Mitnahme von Aquarienfischen relativ einfach ist. Sven Roth berichtete uns über seine Reise nach "Französisch Guayana vom September/Oktober 2015" in dieses Überseeparadies. Zu seinen Fängen gehörten Hypostomus gymnorhynchus, Hemiloricaria sp. "L 42", Harttia guianensis, Corydoras solox(?), Corydoras spilurus, Corydoras condiscipulus, Corydoras oiapoguensis, Corydoras sp. "C 139", Corydoras guianensis, Loricaria cataphracta und diverse Ancistrus. Insbesondere die vielen Unterwasseraufnahmen waren sehr interessant.
    Das eine oder andere Fanggebiet war mir schon aus anderen Reiseberichten ein Begriff (siehe zum Beispiel die Berichte von Bubu und Jeannot).


  • Ernst Schmidt und Bernd Schmidt bereisten Anfang 2015 Kolumbien und berichteten uns in einem sehr umfangreichen Vortrag über die „Fischlein Kolumbiens“. Die Reise ging von Bogota, nach Inirida und dann bis in den Río Atabapo hinein. Sie haben eine große Anzahl von Fischbildern uns mitgebracht. So gehört zu ihrer Beute unter anderem Zonancistrus cf. brachyurus (L 52), "Baryancistrus" beggini (L 239), Leporacanthicus cf. galaxias (L 240), Pseudolithoxus anthrax (L 235), Tatia galaxias. Ein paar Bilder von den Fischen Kolumbiens hatte uns Ernst ja schon einmal zur Verfügung gestellt.
    So manche Stelle am Río Atabapo kam mir von unserer Venezuela-Tour 2012 bekannt vor.



    "Prachtschmerlen" – ein ausgesprochen Interessanter Vortrag von Hans-Georg Evers. Nach Einordnung in die Systematik, Vorstellung der Heimathabitate ging es vor allem um die Zucht. So wie Hans berichtete, war bisher nur einmal in Deutschland die Zucht unter Gabe von Hormonen möglich. Dieses war wohl ein Grund für ihn sich nach Südostasien auf zu machen und der Sache auf den Grund zu gehen. Zunächst war festzustellen, dass die Habitate regelrecht ausgebeutet worden, so dass der Fang der Tiere von Jahr zu Jahr immer geringer wurde. Ein Exportverbot für große Tiere konnte dem etwas entgegen wirken. Ein geschäftsfindiger Chinese ist dann auf die Idee gekommen, nicht mehr die adulten Tiere zu fangen, sondern die Larven auf ihrem Weg stromabwärts abzufangen und diese dann aufzuziehen. Die allermeisten Larven sterben oder werden üblicher Weise Beute für andere Tiere. Durch die "Rettung" der Larven konnte so der einheimische Bestand geschont, die Ausbeute erhöht und vielen Einheimischen ein solides Einkommen gesichert werden. (Siehe auch Amazonas Juli/August 2009)


    Um hypoptopomatine Welse (Otocinclus, Otothyropsis, Parotocinculs u.ä.) ging es im Vortrag "Klein, aber geharnischt!" von Dr. Stefan K. Hetz. Stefan berichtete uns über seine Erfahrungen, die er bei Haltung und Zucht mit diesen Welsen gemacht hat. Von besonderem Interesse waren die Untersuchungen unter seiner Leitung an der Humboldt-Universität Berlin zum Verhalten derartiger Welse bei Sauerstoffmangel. Dabei war zu erkennen, mit welcher Technik sich die Welse zur Not Luft von der Oberfläche holen.


  • Am Sonntagmorgen ging es gleich wieder zeitig los. Dr. Peter Debold begrüßte uns zum "Ingo-Tag". Naja, so schlimm sollte es dann aber doch nicht werden.

    Im ersten Vortrag berichtete uns Ingo Seidel über "Neue Zuchterfolge und Mißerfolge & Welsnews 2016". Wer die letzte DATZ bis zum Ende gelesen hat, wird auch die Vorschau auf das kommende Heft (5/2016) gesehen haben. In diesem wird einem Ancistrus vom Río Caura vorgesellt, den (auch) Ingo bereits nachzüchten konnte. Ein anderer Erfolg war die Nachzucht von Corydoras sp. „CW 49“.
    (Ein paar Eindrücke zum Río Caura erhaltet ihr in der Reihe von unserer Venezuela-Reise 2011.)

    Ein großes Problem stellt bei großen Harnischwelsen die Aufzucht der Nachzuchten dar. Ingo und sein Team haben bei der Aufzucht von Pseudacanthicus leopardus verschiedene Aufzuchtstrategien getestet. Dazu haben sie 1400 geschlüpfte Tiere verschieden aufgeteilt. Beobachtet werden konnte, dass die gefürchteten Aufbrüche auch bei Einzelhaltung der Nachzuchten auftreten, also schlechte Umgebungsbedingungen dafür verantwortlich sind. Neben einigen gescheiterten Versuchen stellte sich zumindest eine als sehr vielversprechend heraus: ein riesen Becken (1800l) mit sehr, sehr vielen Wasserwechseln. Die Tiere sollen dort bereits eine Größe von ca. 3 cm erreicht haben und bisher waren keine Verluste erkennbar.

    Weiter ging es um die neuen Importe von aqua-global:
    Corydoras sp. „ C 3“,
    Pseudohemiodon sp. (aus anderen Quellen auch als Pseudohemiodon apitanos "real" bekannt). Lt. Exporteur sollen die Tiere aus Venezuela stammen. Es deutet jedoch einiges darauf hin, dass die Tiere aus Süd-Kolumbien stammen, was dann auch nahe der Herkunft des Prototypen von Pseudohemiodon apitanos dem Río Conejo in Ekuador liegt.

    Ein weiterer interessanter Import ist der von Rhadinoloricaria macromystax.



    Den nächsten Vortrag "Die Zwergnadelwelse der Gattung Acestridium" teilten sich Ingo Seidel und Achim Werckentin. Ingo berichtet allgemein über Einordnung, Herkunft und Habitate, während Achim von seinen ersten Erfolgen mit seinen Acestridium discus vortrug. Folgende Haltungsbedingungen haben sich bei Achim bewährt: weiches, saures Wasser; kein Bodengrund(!), kaum Einrichtung (sonst Einklemmgefahr), keine (hektischen) Beifische oder Nahrungskonkurenten, richtige Nahrung (Futter mit mehr als 10% Spirulina-Pulver und mehr als 10% Chlorella-Pulver). Die Welse nehmen das Futter dann auch vom Boden auf.


    Den letzten Vortrag hielt Wolfgang Schmalz als „Nachlese zur Internationalen Konferenz Fish Passage 2015“. Besonders interessant erschien, dass man inzwischen wieder Dämme abreist, um den Fischen freien Weg zu geben. Leider machte Wolfgang diese Hoffnung auf Besserung gleich wieder zu Nichte, da immer noch wesentlich mehr Dämme gebaut als abgerissen werden. Nachdenkens wert ist sicherlich auch sein Hinweis, dass so eine Fischpassage um Dämme für die Fische hilfreich ist, jedoch damit noch nicht das Problem der Orientierung für die Fische in dem angestauten Bereich gelöst ist, weil die Fische sich gewöhnlich der Strömung orientieren – mit oder gegen den Strom schwimmen – jedoch in dem Bereich eben keine Strömung vorhanden ist. Das Tagungsmaterial findet Ihr auf der Website.


    Im letzten Teil machte uns Dr. Stefan K. Hetz auf die aktuelle politische Situation in der Aquaristik aufmerksam:

    Derzeit findet die Exopet-Studie statt. Stefan empfiehlt daran teilzunehmen, damit realistische Daten erfasst werden. Sollten Arten in der Studie fehlen, möchte man die Organisatoren bitten, diese hinzuzufügen, falls die Ergebnisse irgendwann mal für eine Positivliste herangezogen werden sollten. (Nicht dass dann einige wichtig Arten fehlen.) Darüber hinaus sollte man die Organisatoren auch auf gewisse Unzulänglichkeiten der Umfrage aufmerksam machen. Also insbesondere irgendwelche Fragen, die aus Sicht des wissenden Aquarianers eher „suboptimal“ sind.

    Weiterhin ging es um die Verbotslisten für Neozoen. Man denke an das Verbot der Apfelschnecken.
    Wie wir wissen ist der erste Anlauf einer umfangreicheren Verbotsliste gescheitert. Damit ist das Thema aber sicherlich nicht vom Tisch. Insbesondere müssen wir auch daran denken, dass eventuelle Neozoen in Französisch Guayana – wo ja die meisten unserer Pfleglinge auch leben könnten – was aber auch zur Europäischen Union gehört – bei einer europaweiten Liste schnell unser Hobby gefährden könnte.

    Im dritten Teil ging es um Fischbörsen. Stefan weist darauf hin, dass die Behörden nicht einfach mal so irgendwelche Auflagen, zum Beispiel das die Börsenbecken gefiltert sein müssen, erteilen können. Grundsätzlich muss immer eine wissenschaftliche Studie Basis für derartige Auflagen sein.


    Vielen Dank an alle Referenten für die sehr interessanten, aufschlussreichen Vorträge und ein weiteres Mal an Dr. Peter Debold für die ausgezeichnete Organisation.

    Quelle: Treffen der Welsfreunde – Negast 2016

  • Hallo Elko

    vielen dank für den tollen Bericht. Auch ich bedanke mich bei Peter Debold sowie alle Referenten, natürlich auch bei allen anderen und ganz speziell noch bei Ernst, der es mir erst ermöglicht hat mitzukommen :). Ich war das erste mal in Negast und absolut begeistert, ich freu mich schon auf nächstes Jahr :)

    mfg

    Christian

    [bestand]2003[/bestand]