Hallo,
für manchen mit großem Pinselalgenproblem sicher ein guter Tip.
Mein Ding ist es nicht "Kontinent-fremde" Fische einzusetzen, um ein Algenproblem zu beseitigen. Dazu werden diese Algenfresser relativ groß und sind später durchaus zänkisch, was ich so gehört habe.
Bei mir kämen sie eh nicht in Frage, weil sie sonst meinen Aufwuchsfressern wie Hypoptopoma Gulare oder noch schlimmer Pterosturisoma Microps das Futter wegfressen würden. Ich bin froh, wenn die ein paar Algen finden.
Leider fressen die halt auch keine Pinselalgen.
Ich habe da auch schon einiges probiert, auch um eher an die Ursachen zu gehen, welche die Pinselalgen wachsen lassen.
Leider ist man ja selbst bei sehr weichem und saurem Wasser - wie in der Südamerikaaquaristik eigentlich Voraussetzung - nicht gegen Pinselalgen gefeit.
Mit Filtergranulaten die unerwünschtes Nitrat oder Silikat chemisch abbauen, wie Nitrat Ex oder Silikat Ex, habe ich gar keine guten Erfahrungen gemacht.
Diese haben meist das Aquarium noch mehr durcheinander gebracht und für Probleme gesorgt, die vorher gar nicht da waren.
Beispielsweise braune, schleimige Beläge auf Pflanzen, Wurzeln und anderen Einrichtungsgegenständen in den strömungsärmeren Regionen des Beckens (Nitrat Ex), oder komplette Wachstumseinstellung der Pflanzen, was zu noch mehr Algen führte (SilikatEx).
Letzteres lässt sich halt nicht dosieren, so dass man einen gewissen Restgehalt, den auch die Pflanzen zu benötigen scheinen, erreicht.
Diese Versuche habe ich sehr schnell wieder eingestellt.
Was dagegen wirklich sehr gut funktioniert, und bei mir komplett frei von Nachteilen ist, ist das Bio-NitratEx. Hier wird Nitrat in sauerstoffarmen Milieu (erreicht durch einen recht dichten Beutel) von Bakterien "veratmet".
Im Trägermaterial sind zusätzlich Nährstoffe für die Bakterien, damit sie ihre Arbeit erledigen können.
Selbst wenn ich mein üblichen 2 wöchigen Wasserwechsel-Rhythmus nicht einhalten konnte und es auch mal 4 Wochen wurden, bleibt jetzt das Nirtat konstant bei etwa 10 mg/l.
Nitrat scheinen Pinselalgen schon zu mögen, genauso wie lange Wasserwechsel-rythmen durch die sie länger Zeit haben ihre Sporen gründlich im Wasser zu verteilen.
Auch Schlammansammlungen, sei es im Becken, oder auch im Filter, scheinen Pinselalgen auch zusätzlichen Aufschwung zu geben.
Nach langem probieren habe ich daher auch festgestellt, dass in Becken mit Mattenfilter die Pinselalgen eher vorhanden bleiben, als in Becken mit anderer Filterung. Ich habe gute Erfahrung damit gemacht HMF eher etwas schneller durchströmen zu lassen, als zu langsam und Mulmansammlungen hinter der Matte regelmäßig weg zu saugen. Das bedingte jedenfalls deutlich geringeres Algenwachstum. Es werden für HMFs immer die berühmten 5-10 cm/Min als Durchströmungsgeschwindigkeit genannt. Ich bin inzwischen bei 10cm/Min oder ganz wenig darüber.
Das mal so ganz allgemein.
Also, ich will nochmal zusammenfassen, was ich zur Pinselalgenbekämpfung gemacht habe und was ganz gut klappt.
1. sehr weiches, leicht saures Wasser. (Pinselalgen lagern Kalk ein und mögen härteres Wasser mit höherem PH Wert noch mehr)
2. Sandboden: Kaum Zwischenräume im Bodengrund für Mulmansammlung.
3. Betroffene Einrichtungsgegenstände wie Wurzeln oder Steine gründlich überbrühen. Ich habe schon davon gelesen, dass Leute davon abraten, weil dann Bakterien darauf auch kaputt gehen, aber in einem gut eingelaufenen Becken mit funktionierendem Filter ist das überhaupt kein Problem.
Die danach rötlichen oder Hellgrünen Pinselalgen werden abgebrüht von vielen Fischen gefressen. Man muss das natürlich alles auf einmal machen. Hier und da mal anfangen bringt gar nichts.
4.Betroffene Pflanzen oder Pflanzenblätter rigoros hinaus schmeißen. Algen an Scheiben, Filterdüsen etc. gründlich mechanisch reinigen.
5. Regelmäßige Wasserwechsel in nicht zu großem Rhythmus, um Nährstoffe wie Nitrat nicht zu hoch werden zu lassen und um die im Wasser befindlichen Sporen zu reduzieren.
6. Sehr wichtiger Punkt(!): Richtiger Filteraufbau. Der sieht mittlerweile folgendermaßen aus: Grober Filterschwamm (schnell durchströmt, kein Schwamm als Biofilter). Gröbere Filtermaterialien wie Tonröhren oder anderes "Gestein", evtl. noch ein Schwamm, dann eine dünne Fein-Filterschicht aus Watte.
Im Fall von Eheim-Professional-Filtern ziehe ich eine Schicht mit etwa einem Drittel der "serienmäßigen" Dicke ab, und baue das ins Filter. Das reicht aus um feinen Schmutz zu filtern, der Durchfluss bleibt aber länger erhalten.
Erst jetzt hinter die feine Schicht packe ich das hauptsächlich biologisch aktive Material. Das normale Siporax hat sich als sehr gut gegen Pinselalgen erwiesen. Zusätzlich in eine Ecke die Bio-NirtatEX Beutel, damit es nicht zu viele Nährstoffe gibt, wenn man doch mal nicht zum Wasserwechsel kommt.
In Becken mit HMF habe ich zusätzlich kleine Innenfilter gehängt mit Siporax und dem Bio-NitratEx.
7. Zeitweiser Einsatz von UV Klärer. Damit die Sporen im Wasser kaputt gehen.
8. Pflanzen! Eine Mischung aus Schnellwachsenden und langsameren. Sehr hilfreich zum Nährstoffabbau sind auch Schwimmpflanzen. Ich bin da ein großer Freund von Schwimmendem Hornfarn.
9. Dünger: Ich benutze regelmäßig Mineraldünger für ein gutes Pflanzenwachstum. Eisendünger nur sporadisch. Die üblichen Tagesdünger auch mit Vorsicht, da sie viel Eisen enthalten. Eisen benötigen natürlich auch die Pflanzen, daher sollte man ihn dazu geben, dass sie flott wachsen und den Algen die Nährstoffe wegnehmen. Zu viel Eisen im Wasser gefällt aber auch den Pinselalgen ausgesprochen gut. Man erkennt Eisenmangel aber gut daran, dass schnellwachsende Pflanzen an den neuen Trieben sehr hell werden. Spätestens dann ist es Zeit für Eisendünger. Vielleicht ist ein Eisentest in einem gut eingelaufenem Becken der sinnvollste aller Wassertests. Der Rest läuft bei mir zumindest auch so konstant.
10. CO2. Ich benutze keine CO2 Düngung, weil sie mir bei Fehlfunktion zu gefährlich ist. Die Fische geben ja bereits schon konstant gute Mengen an das Wasser ab. Man darf es nur nicht austreiben, indem man Sauerstoff mit Luftpumpen oder Diffusoren hineinbläst. Ich benutze daher auch bei meinen Mattenfiltern keine Luftheber mehr. Eine gut bewegte Oberfläche ist wichtiger und ausreichend für genug Sauerstoff im Becken.
Von Flüssig-CO2 Düngern ist absolut abzuraten. Diese enthalten Gluteraldehyd. Das wirkt zwar sehr gut gegen Algen, aber nicht wegen dem CO2, sondern weil es ein Algizid ist. Den Fischen bekommt das auch nicht gut, es können sich bei empfindlichen Arten Vergiftungserscheinungen zeigen, oder auch die Vortpflanzungsfähigkeit wird beeinträchtigt.
Wenn ich mich daran sauber halte, habe ich im größeren Becken mit Außenfiltern quasi keine Pinselalgen mehr. Im kleineren Becken, das mit HMF läuft sind die Algen sehr stark reduziert, hier bekomme ich sie schwer ganz weg, weil die Algen teilweise das HMF besiedeln.
Allerdings ist das ganze doch sehr im Rahmen und ich kann damit gut leben.
Verschiedene Beleuchtungen ergaben bei mir was Pinselalgen angeht dagegen kein eindeutiges Bild. Weder bei der Lichtfarbe, schon gar nicht bei der Beleuchtungsdauer.
Das sind so meine Erfahrungen mit Pinselalgen.
Grüße,
Stephan