Die Wochenenden haben sich immer für Touren mit Übernachtung angeboten, da Sonntags wegen der Pandemie eine generelle Ausgangssperre ausgerufen wurde.
So haben wir eine Reise zum Crique Voltaire gemacht. Die Fahrt dorthin - immerhin rund 350 km - war recht beschwerlich. Bit St. Laurent du Maroni war es noch ganz bequem.Es geht über die N1 und Korou, eine der besten Straßen des Landes überhaupt. Unterwegs am Iracabou ist passieren wir eine fest installierte Kontrollstation. Es wird jeder kontrolliert: Pässe, Führerschein. Den Impfpass wollen sie nicht sehen. (Auf dem Rückweg werden wir ebenfalls kontrolliert. Die junge Dame in Kahki sieht unsere Pässe, sagt so etwas wie "dütsch, ja?" und was wir in Französisch Guayana machen. Ich sage, dass wir Urlaub machen, gibt sie mir die Pässe zurück. Ich verstehe nur soviel, dass sie sich wundert, warum jemand in Französisch Guayana Urlaubt macht.
Hinter St. Laurent hört der Asphaltbelag auf. Es liegen 70 km rote Piste vor uns. Anfangs kommen wir noch gut durch.
Hinter den letzten Häusern im Einzugsbereich von St. Laurent sind die Schlaglöcher so tief, dass jeder Fahrfehler unweigerlich zum Achsbruch führen muss. Es ist bewölkt bis regnerisch an dem Tag, es gibt daher kaum Schatten. Die Schlaglöcher sind oft erst in letzter Sekunde auszumachen. In Senken hat sich das Wasser zu unergründlichen, weiten Pfützen gesammelt. Für die 70 km brauchen wir insgesamt mehr als 4 Stunden. Irgendwo im Wald gibt es nochmals eine Kontrolle der Gendarmerie mit Gewehren im Anschlag. Statt Schlagbaum ist eine Reifen-Aufschlitz-Kette über den Weg gelegt. Wir werden genau kontrolliert, befragt, Pässe werden fotografiert, das Auto durchsucht. Man versucht der illegalen Goldsucherei, Wilderei und dem Kokainschmuggel Herr zu werden. Wir dürfen passieren, die Kette wird wegezogen. Der Gendarm weist uns darauf hin, dass der Weg zum Camp Voltaire schlecht sei. Na, ja, denken wir. Schlimmer als bis jetzt kann es nicht mehr werden. Wir haben uns getäuscht: der Weg wird katastrophal, weniger durch Schlaglöcher als durch Regenauswaschungen, dass immer wieder einer von uns aussteigt, um das Auto durch das Labyrinth der Abgründe zu dirigieren, oder um mit Steinen und Hölzern Brücken zu bauen.
Schließlich erreichen wir mit Anbruch der Dunkelheit das Camp Voltair. Eine gepflegte Anlage mit etlichen Häuschen, gemähter Rasen. Nur: es hängt ein Schild "Ferme" am Gatter. Ringsum ist das Areal umzäunt. Ich habe nur eine indianische Baumwoll-Hängematte im Gepäck. Wir brauchen dringend ein Dach über dem Kopf, Die Wolken hängen nach wie vor tief, es nieselt leicht. Nach längerem vergeblichem Rufen hängen wir ein mit Vorhängeschloss gesichertes Maschendrahtgatter aus den Angeln und spannen unsere Hängematten in einem offenen, überdachten Raum auf. Wir verbringen die Nacht ungestört. Anfangs irritieren uns die Glühwürmchen, die immer nur in Sekundenbruchteilen ihr helles Licht aussenden. Das sieht aus wie Raubtieraugen im Gebüsch. Schlafen in der Hängematte ist nicht meins und so bin ich froh, als der Morgen graut. Wir verlassen das Camp ohne Spuren zu hinterlassen und machen uns auf den Weg zum Chute Voltaire, dem Wasserfall.