Peckoltia sp. "L 38"

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    Klein, aber mutig

    Peckoltia sp."L 38" - Haltung und Zucht



    Im August 2005 haben wir eine fünfköpfige Gruppe Peckoltia sp. "L38" im Welsladen Chemnitz erworben. Nachfolgende möchte ich Euch über diese Tiere berichten.




    Bild 1: Peckoltia sp. "L 38"



    Einordnung

    Die Gattung Peckoltia wurde von Mirand Ribeiro 1912 aufgestellt. Die Gattungsdefinition ist sehr allgemein und auch spätere Revisionen änderten daran nicht viel. Auch die letzte Revision von Jonathan W. Armbruster 2008 ließ viele Fragen offen. So ist die Gattung Peckoltia über viele Jahre hinweg eine Sammelgattung geblieben.


    Vorgestellt wurde die Art als "L 38" erstmals von Rainer Stawikowski in der DATZ 8/1989.



    Herkunft

    Die Peckoltia sp. "L 38" stammen aus dem Rio Tocantins nahe der Ortschaft Mocajuba im brasilianischen Bundesstaat Pará. Der Rio Tocantins ist ein Klarwasserfluss, der sich weit östlich im südlichen Amazonasbassin befindet. Er mündet nach fast 2700 km in die Baia de Marajó.



    Haltung

    Beim Peckoltia sp. "L 38" handelt es sich um einen kleinen, ca. 8 cm groß werdenden, friedlichen Harnischwels. Daher ist die Haltung in Aquarien ab 54 Liter (60 cm) problemlos möglich. Wir haben für unsere Gruppe ein 112 Liter (80 cm) Artbecken eingerichtet.


    Das Aquarium befindet sich in einem Wohnraum und wird von zwei Stabheizern (je 50 W) beheizt. Die Wassertemperatur liegt bei ca. 27 °C.


    Als Bodengrund verwenden wir Kies der Körnung 1 – 3 mm.


    Zwei Eheim Aquaball 2012 filtern das Wasser.


    Als Versteckmöglichkeiten haben wir diverse Welshöhlen, Wurzeln (Mangrove, Moorkien) und ein paar Pflanzen (z. B. Echinodorus bleheri) im Becken.


    Die Art stellt an das Aquarienwasser keine besonderen Ansprüche. Weimarer Leitungswasser hat sich als vollkommen ausreichend erwiesen:



    7,2 < 15 °dH 4 - 7 °dH 200 - 500 µS/cm < 5 mg/l


    Das Aquarienwasser wird ein- bis zweiwöchentlich zu 30 – 50% gewechselt.



    Die aktuellen Wasserwerte sind:



    27 °C 6,0 1 °dH 1 °dH 430 µS/cm < 50 mg/l


    Im Gegensatz zu vielen anderen L-Welsen sind diese Peckoltia ausgesprochen mutig. Sofern man sich angemessen vorm Aquarium bewegt, sind die Tiere auch tagsüber aktiv und man kann sie problemlos beobachten.



    Futter

    Bei Peckoltia sp. "L 38" handelt es sich um einen Allesfresser. Bevorzugt fressen sie bei uns Welschips (DuplaRin G und XL, JBL Novo Plecochips usw.). Gemüse (Kartoffel, Paprika, Zucchini u. a.) wurden anfangs nur selten angenommen, so dass wir bald davon abgekommen sind.


    Pflanzen werden von dieser Art nicht zerfressen.



    Vermehrung und Aufzucht

    Anfangs bestand unsere Gruppe aus 3 Männchen und 2 Weibchen.


    Semiadulte und adulte Männchen und Weibchen lassen sich relativ einfach an den Odotoden am Schwanzstiel unterscheiden. Der Schwanzstiel eines Männchens erinnert an eine Flaschenbürste. Die Odontoden werden nicht wie bei verschiedenen anderen Arten nach der Laichzeit zurückgebildet, so dass man Männchen und Weibchen einfach unterscheiden kann.




    Bild 2: Peckoltia sp. "L 38", Männchen




    Bild 3: Peckoltia sp. "L 38", Weibchen



    Ohne die Tiere gezielt zu stimulieren, haben sie im Dezember 2005 das erste Mal erfolgreich abgelaicht. Die Wasserwerte zu diesem Zeitpunkt waren:



    27 °C 6,0 7 °dH 2 °dH 311 µS/cm


    Seit dem haben wir pro Jahr etwa 8 Gelege. Die Gelegegröße liegt bei 12 bis 20 ca. 4 mm großen Eiern.




    Bild 4: Peckoltia sp. "L 38", Gelege



    Wie viele andere L-Welse sind Peckoltia sp. "L 38" Höhlenbrüter. Die Welslarven schlüpfen nach ca. 8 Tagen. Das Männchen betreibt während dieser Zeit Brutpflege.


    Im Gegensatz zu anderen Welsarten, die wir in Einhängekästen aufziehen, lassen wir die Nachzuchten dieser Art im Elternbecken aufwachsen. Sie finden dort hinreichend Futter (Aufwuchs, Algen) und gehen schon bald an die Welschips. Eine besondere Pflege ist nicht erforderlich.




    Bild 5: Peckoltia sp. "L 38", Larven am ca. 3. Tag nach dem Schlupf




    Bild 6: Peckoltia sp. "L 38", 10. Tag nach dem Schlupf, ca. 17 mm




    Bild 7: Peckoltia sp. "L 38", 17. Tag nach Schlupf, ca. 21 mm




    Bild 8: Peckoltia sp. "L 38", 17. Tag nach Schlupf, Blick ins Saugmaul




    Bild 9: Peckoltia sp. "L 38", 24. Tag, ca. 25 mm, auf dem ersten Pektoralstrahl sind schon feine Odontoden erkennbar




    Bild 10: Peckoltia sp. "L 38" – die Rasselbande in Alter von ca. 6 Monaten



    Fazit

    Bei Peckoltia sp. "L 38" handelt es sich um einen sehr friedlichen, tagaktiven Wels. Er ist sehr einfach zu halten und leicht zu vermehren. Insbesondere für kleine Aquarien ist er eine gute Wahl. Gerade Wels-Einsteigern sei dieser Wels empfohlen.



    Quellen:

    [1] Ingo Seidel, Hans-Georg Evers „Welsatlas“ Band 2, 2005



    [2]

    Jonathan W. Armbruster “The genus Peckoltia with the description of two new species and a reanalysis of the phylogeny of the genera of the Hypostominae”, 2008

    [3] Michael Goulding, Ronaldo Barthem, Efrem Ferreira “The Smithsonian Atlas of the Amazon”, 2003



    Erstellt: 29.11.2008

  • L-Ko,
    sehr informativer Bericht :)

    Zitat

    tagaktiven Wels

    Das liest mann ja auch nicht so oft, zumindest nicht bei den Loricariiden. Die würden sicher gut in meine Apistogramma Aquarium passen. :)

    Mal schaun ob die hier zu bekommen sind.

    Gruß Tino

    Lieber Stubai als Dubai !
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  • Hallo L-Ko,


    toller Bericht, super gemacht. Gibt es so etwas auch über den L 260 !

    Mit freundlichen Grüßen
    aus Osnabrück - Kiriza


    Sachkundenachweis nach § 11 Tierschutzgesetz für Süßwasserzierfische !

  • Hi,

    ... danke.

    Kiriza
    Zu Hypancistrus sp. "L 260" ist mir kein Bericht bekannt. Ich habe mal einen alten Bericht zu Hypancistrus sp. "L 411" rausgesucht: hier

    Die beiden Hypancistren sind meines Wissens ausgesprochen ähnlich. Vielleicht hilft Dir das schon etwas weiter. Aber vielleicht hast Du Fragen, die wir beantworten können.

    Viele Grüße
    Elko