Brasilien 2017: Entlang des Rio Solimões

  • Moin,

    die wichtigsten liegen gebliebenen Sachen habe ich nun wohl erledigt und bevor sich die Reiseberichte wieder überschneiden, fange ich schon mal langsam an. :D

    Wir sind in diesem Jahr also Fitzcarraldo gefolgt und haben den Rio Solimões (also den Amazonasabschnitt zwischen Manaus und Tabatinga / Letecia (Kolumbien) / Santa Rosa (Peru) ) bereist.
    Es war eine fast 3 wöchige Exkursionsreise unter Leitung von Prof. Dr. Lothar Staeck (dem Bruder von Wolfgang Staeck).

    Meine These "Der Rio Solimões ist landschaftlich ein sehr langweiliger Fluss, in dessen Nebenflüssen (auch mündungsnah) sehr viele Perlen aufgereiht sind" hat sich bestätigt.

    Der Wasserstand war schon sehr hoch. Die "Arbeit" mit Zug- bzw. Wurfnetz nicht möglich. Mit Angeln haben wir ca. 200 Fische gefangen (leider auch einen, den wir lieber verschont hätten), diverse Fischer haben uns ihre Fänge gezeigt und der Besuch auf 6 Fischmärkten lies die Emotionen zwischen sehr interessant bis erschütternd (weil man ganz offensichtlich an dem Ast sägt, auf dem man sitzt) baumeln lassen.
    Dazu waren viele Tierbeobachtungen (insbesondere von Vögel) möglich, einer geschützten Schildkröte haben wir höchstwahrscheinlich/hoffentlich das Leben gerettet und so manche tropische Pflanze (insbesondere Orchideen) konnten wir entdecken. Dazu kamen Besuche bei den Einheimischen usw.

    Soweit die Vorrede, zunächst ging es wie schon 2011 nach Manaus, leider wieder mit dem Umweg über Sao Paulo. Die Wolken waren auch nicht sehr freundlich, so dass es nur Bilder von der Landung in Manaus gibt:


    "Geleitschutz" zwischen Brasilia und Manaus ;)


    Lago Janauacá


    Paraná Manaquiri und Rio Solimões


    Rio Solimões


    Rio Solimões


    Iranduba (die Landspitze zwischen Rio Solimões und Rio Negro)


    Iranduba


    Iranduba


    Igarapé Acajituba und Rio Negro

    Fortsetzung folgt

  • Moin,

    und weiter:


    Rio Negro


    Igarapé Taruma-Mirim


    Igarapé Taruma-Mirim


    Igarapé Taruma-Mirim


    Praia da Lua


    Igarapé Taruma-acu


    Igarapé Taruma-acu


    Manaus - neuer Flughafen


    Expeditionsschiff Iracema auf dem Rio Negro

    Fortsetzung folgt

  • Hi,

    und weiter geht es:

    Nach dem Bezug der Kabinen und einer kurzen Einweisung an Bord ging es auch schon auf Tour, vom Ufer beim Hotel Tropical den Rio Negro hinab zum Amazonas, zum Encontro das Aguas (Meeting of Waters) (dicke blaue Linie), dem kilometerlangen Zusammenfluss des schwarzen Rio Negro-Wassers mit dem lehmfarbenen des Rio Solimões. (Siehe auch Brasilien 2011: Flug nach Brasilia)
    Dieses lies auch einige vergleichende Blicke auf Manaus (Brasilien 2011: Encontro das Aguas und Manaus vom Ufer). Die Millionenstadt Manaus hat sich weiter entwickelt:

    Als Freihandelszone ist es einer der bedeutendsten Industriestandorte Brasiliens und hat mehr als 2 Millionen Einwohner.

    In Manaus befindet sich zum Beispiel das größte Motorradwerk von Honda (Siehe Motorrad online: „Report: Das Honda-Werk in Manaus/Brasilien“). Etwa aller 8 Sekunden wird ein Motorrad fertiggestellt. Aber auch andere internationale Firmen wie Yamaha, Fujitsu, LG, Panasonic, Samsung, Sony Music, … sind in Manaus vertreten. Die Entdeckung und Förderung von Erdgas hat zu einen neuen Boom geführt. So sind Werften für Tankschiffe in Manaus entstanden.

    Dieser Boom hat auch seinen Preis, nicht nur in Manaus. Viele Orte (Flussdörfer) nördlich von Manaus sollen diverse Einwohner verloren haben, einige gar ganz verlassen sein.

    Die Brücke über den Rio Negro (Ponte Rio Negro) ist fertig (sicherlich schon seit kurz nach unserem letzten Besuch 2011). Ob dieses Millionen-Bauwerk (umgerechnet ca. 470 Mio. EUR) der Investition gerecht wird, darf man bezweifeln, geht die darüber führende Straße nur bis Novo Airão ohne Perspektive in naher Zeit fortgesetzt zu werden (glücklicher Weise: sonst würde noch mehr Regenwald dadurch in der Region zerstört werden.

    Fortsetzung folgt

  • Victoria amazonica

    Eine Kehre am Encontro das Aguas und wir waren auf unserer eigentlichen Route, entlang des Rio Solimões. Die nächste Station war der Lago do Catalao (grüner Marker). Hier sollte der erste Ausflug auf Suche nach den Riesen-Seerosen Victoria amazonia stattfinden. Diese Wasserpflanze bevorzugt alte stehende Gewässer. Ihre ausgewachsenen Blätter sind ein Meisterwerk der Natur. Sie können einen Durchmesser bis zu ca. 3 Metern erreichen und können dann auf Wasser Gewichte bis 50 kg tragen können. Es lohnt sich so ein Blatt genauer anzusehen:

    auf der Unterseite fällte die Blattkonstruktion mit ihren schmalen, starken Adern auf. Sie bildete zum Beispiel das Vorbild für den Bau des gewaltigen Gewächshauses Cristal Palace 1851 in London. Dieses sollte auch ein erstes, wesentliches Beispiel für Bionik werden.
    auf der Unterseite sind diverse große Stacheln zu sehen, die Fressfeinde abhalten
    der Rand des Blattes ist fast rechtwinklig nach ober gebogen, damit wird verhindert, dass andere Wasserpflanzen auf das Blatt wachsen können
    kleine Einbuchtungen erlauben, dass Regenwasser zügig von den Blättern fließen kann
    Die Blüten können fast so groß werden wie der Kopf ein Kleinkindes. Am ersten Abend blühen sie weiß und ziehen mit einem unwiderstehlichen Duft Käfer an. Während des Besuchs der Käfer schließt sich die Blüte wieder. An nächsten Morgen ist sie befruchtet, sie sehen nun violett aus. Die Blütenblätter öffnen sich nun wieder, um die Käfer zu entlassen. Diese fliegen zur nächsten Pflanze weiter, nun diese zu befruchten. Die befruchtete Blüte sinkt unter die Wasseroberfläche, entwickelt die Samen oder verfault.


    Großschnabel-Seeschwalbe (Pseudobombax munguba)


    Großschnabel-Seeschwalbe (Pseudobombax munguba)


    Gelbkopf Karakara (Milvago chimachima)


    Rotstirn-Blatthühnchen (Jacana jacana)


    Glattschnabelani (Crotophaga ani)


    Victoria amazonica

    Fortsetzung folgt

  • Hi,

    Unser nächstes Ziel war Anamã (blauer Marker), eine kleine Gemeinde mit ca. 12.000 Einwohnern am Rio Solimões und liegt ca. 130 km westlich von Manaus.

    Der Morgen fing an, wie der Abend zuvor aufgehört hatte (blaue Linie): ein breiter Fluss, der Rio Solimões, das eine Ufer nah meist mit typischem Galeriewald, das andere so fern, dass es am Horizont meist nur als schmaler Streifen zu sehen war. Lastkähne und Boote fuhren auf dem Hier und dort war die Uferböschung durch den Fluss abgetragen oder drohte bald in sich zusammen zu fallen.

    Manches Haus war diesem offensichtlich schon zum Opfer gefallen. In Nähe von Siedlungen fühlten sich Rabengeier wohl. So wie Autos bei uns auf der Straße stehen, (wenn auch nicht ganz so dicht) liegen dort Boote und kleine Schiffe am Ufer. Obwohl Sonntag war, waren relativ viel Leute am Arbeiten: Fische fangen, Obst und Gemüse ans Ufer tragen und verladen, Wäsche waschen usw..

    Ein paar Bilder:


    Am Rio Solimões


    Rabengeier (Coragyps atratus) - ein Signal dafür, dass es dort eine Siedlung gibt. Sie sind die "Müllabfuhr".


    Truthahngeier (Cathartes aura)


    Am Rio Solimões


    Am Rio Solimões


    Ceiba - ein Urwaldriese


    Am Rio Solimões


    Am Rio Solimões


    Am Rio Solimões (irgendeine Amazone)


    Am Rio Solimões
    ´

    Am Rio Solimões


    Cecropia - Ameisenbaum - einer von unendlich vielen am Ufer des Solimões

    Fortsetzung folgt

  • Hi,

    und weiter ... und nun gibt's auch Fisch - Tipps zur Art sind willkommen :)


    Sicherlich ein Pimelodidae - aber welche Art? Auffällig sicherlich die lange 2. Rückenflosse


    Fischadler (Pandion haliaetus)


    Silberreiher

    Fortsetzung folgt

  • Hi.

    Als allererstes auch von mir ein riesiges Dankeschön für deinen Bericht und die Mühe die du dir gemacht hast. Reiseberichte sehe ich mir unheimlich gern an, ist auch bei der IAG immer einer der Höhepunkte.
    Jetzt hätte ich eine Frage: wie organisierst du so eine Reise? Es ist ja eigentlich eher eine Expedition, wie bzw. wo findest du die Leute die mitreisen? Oder machst du das einfach mit Freunden / Mitinteressenten? Ich möchte irgendwann auch in die Heimat meiner Tiere reisen und frag mich immer wie man das anstellen könnte.
    Jedenfalls vielen Dank für den interessanten Bericht!

    Viele Grüße Andi

  • Moin,

    ... danke. Wir sind ja noch am Anfang. :D

    Das war eine Reise, die wir über einen Reiseveranstalter gefunden haben. Man muss da eben etwas suchen und sich dann teilweise auch schon mehr als ein Jahr vorher dafür anmelden bzw. hoffen, dass jemand abspringt. Bei solchen Reisen ist dann so ziemlich alles organisiert. Wenn es von einem deutschen Reiseunternehmen ist, dann ist das auch mit entsprechendem Luxus verbunden - kostet dann aber auch.
    Mit den Reiseteilnehmern ist das natürlich so eine Sache: die sind ja nicht gerade aus den gleichen Ambitionen zu der Reise gekommen - die einen Suchen Tiere allgemein (allerdings eher keine Fische), andere suchen Vögel, andere suchen Pflanzen, andere wollen allgemein was über "das Land" erfahren ... Das passt nicht unbedingt, da muss man natürlich Kompromisse eingehen. Ein bisschen blöd fand ich, als wir im Regenwald im Gänsemarsch unterwegs waren, unser Prof eine harmlose Pflanze erklärte und dann zur Betrachtung durchreichen lies, ich als fünfter diese weiter geben wollte und die nächsten vier dieses ablehnten, weil sie nichts anfassen wöllten. Das hatte dann zur Konsequenz, dass die letzten 7 keine Chance hatten, die Pflanze anzusehen. Mit sowas muss man dann auf solchen Reisebüro-Touren eben leben. Auch muss man bedenken, dass solche Reisebüro-Touren mehr auf "Großwild-Jagd" gehen: da ist dann der gefühlt 1000. Affe wichtiger als ein paar kleine Fische, für die man 10 Minuten braucht, um diese zu Keschern. Das hängt dann auch viel von den Bootsführern der Beiboote ab.

    Soweit ich weiß, gibt es im Herbst noch eine ähnliche Reise in die Guyana-Staaten unter Leitung eines ehemaligen Direktors des Dresdner Zoos. (Der Preis für unsere Reise tat schon weh, die in die Guyanastaaten sollte noch ca. 50% mehr kosten. :huh: ) Mit unserem Chef (Prof. Dr. Lothar Staeck) hatten wir gesprochen: er wollte ggf. nächstes oder übernächstes Jahr eine Reise an den oberen Rio Negro (mehr für Aquarianer) organisieren - auf einem kleineren, nicht ganz so luxuriösem Schiff - dafür kostengünstiger und der Firmeneigentümer des brasilianischen Unternehmens hatte mir gegenüber auch durchblicken lassen, dass wir sowas machen könnten - ist natürlich sein Geschäft. Wobei man natürlich wieder bei den Mitreisenden ist: privat kann man sowas (Schiffstour) nur organisieren, wenn man sich auf die Leute verlassen kann. Man kann nicht so ein Schiff chartern und dann kurz bevor es ernst wird, springt die Hälfte ab, wie man es hier und dort bei anderen Veranstaltungen immer wieder erlebt.

    Mal so aus der hohlen Hand heraus, kann man kaum eine ähnliche Tour organisieren. Da sollte man zunächst möglichst mit einer erfahrenen Gruppe mitreisen. Roland hatte da ja zum Beispiel letztes Jahr Teilnehmer für eine Venezuela-Tour gesucht (und gefunden).

    Viele Grüße
    Elko

  • Hallo Andi,

    weil du das Finanzielle ansprichst: Es kommt natürlich auch sehr drauf an wie man die Reise gestaltet. Klar der Flug kostet erstmal, aber vor Ort gibt es schon große Unterschiede.

    Neben komplett geführten Reisen oder Flusskreuzfahrten gibt es noch viele Möglichkeiten deutlich preiswerter wegzukommen. Falls es der Fluss hergibt, ein kleines Fischerboot mieten (recht preiswert), auf einer Sandbank zelten und frisch geangelten Fisch über dem Feuer zubereiten. Proviant und ordentlich Trinkwasser besorgen, einfach raus in die Natur und natürlich fischen. Zwar ohne Luxus, aber dafür eine richtig tolle Erfahrung. Bei mir war es allerdings Peru.

    Grüße
    Anja