Treffen der Welsfreunde – Negast 2017

  • Vom Eise befreit sind … die Straßen, es war wieder Zeit zum Welstreffen nach Negast bei Stralsund zu fahren. Wie üblich fand das Treffen wieder im Landgasthof Jagdhof am Borgwallsee statt.


    Landgasthof Jagdhof Negast


    Borgwallsee

    Nach den ersten Gesprächsrunden bereits am Vorabend eröffnete Dr. Peter Debold die Veranstaltung am Samstagmorgen.

    Karsten Schönherr informierte über seine Touren nach Suriname an dem Coppename River, den Suriname River, den Kabalebo River, den Cottica River und die Nassau Mountains. Als Reiseroute nach Suriname hat sich offensichtlich der Flug nach Cayenne (Französisch Guyana) und dann der Grenzübergang nach Suriname bei Saint Laurent bewährt.

    Gefangen wurden unter anderem Pseudancistrus kwinti, Corydoras surinamensis, Corydoras punctatus, Corydoras boesemani, Corydoras nanus, Lithoxus bovalliCorydoras cf. bicolor, Corydoaras sp. „CW 14“, Harttiella crassicauda.

    Durch die Reisen konnte u.a. nachgewiesen werden, dass Corydoras sp. „C 13“ aus Suriname kommt.

    Für den Bauxit-Abbau in den Nassau-Mountains besteht eine Konzession, deren Realisierung diverse endemische Fischarten bedrohen würde. Am Cottica River musste die Gruppe die traurige Erfahrung der Hinterlassenschaft von Giftfischern machen: „(Fast) alle Fische tot“.

    Thomas Johannes war Mitreisender auf einer der Suriname-Touren. Sein besonderes Interesse bei galt den Kopfstehern. Zum Beispiel zeigte er uns auch Bilder von Leporinus maculatus, Leporinus fasciatus, Crenicichla sipaliwini, verschiedenen Welsen, Geophagus, Satanoperca und Salmlern.

    Sven Roth erinnerte uns noch einmal an seinen Vortrag von 2016 „Französisch Guayana im September/Oktober 2015“, in dem er von seiner Expedition nach Französisch Guyana berichtete. Von dieser brachte er Panzerwelse ähnlich zu Corydoras sp. „C 135“ mit. Später stellte sich heraus, dass es sich um eine neue Art handelt. Von Ian Fuller erhielten dies die Bezeichnung: Corydoras sp. „CW 121“. Sven gelang die Nachzucht bei einem pH-Wert von 6,5, KH 3-5 und GH 10-14.

    Kai A. Quante nahm an der JBL-Exkursion 2016 nach Venezuela teil und vermittelte uns einige Eindrücke vom Orinoco-Delta und Canaima. Die Möglichkeiten zum Fischfang waren offensichtlich sehr eingeschränkt. Von besonderem Interesse waren Hechtbuntbarche (Crenicichla), Bodensalmler (Caracidium) und Gelbgebänderte Pfeilgiftfrösche (Dendrobates leucomelas)

    Wolfang Schmalz Vortrag führte uns nach Thüringen, wobei das Problem auch in den anderen Bundesländern besteht: die Krebspest (Aphanomyces astaci) – ein Pilz der vor reichlich 150 Jahren aus Amerika eingeschleppt wurde. Für einheimische Krebse (in Thüringen: Steinkrebs (Austropotamobius torrentium)) endet der Befall kurzfristig tödlich während amerikanische Krebse (als Neozoone: Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) Amerikanischer Flusskrebs/Kamberkrebs (Orconectes limosus), Marmorkrebs (Procambarus fallax) und Roter Amerikanischer Sumpfkrebs (Procambarus clarkii)) aufgrund von Koevolution überleben.

    Durch Signalkrebse wurde die Krebspest von Franken nach Thüringen übertragen mit der Konsequenz, dass 5 von 12 Steinkrebs-Populationen in Thüringen ausgestorben sind. Es ist also sehr wichtig, die Wanderung der Signalkrebse (Krebssperren) und auch die unbeabsichtigte Verbreitung (zum Beispiel Verkauf von Signalkrebsen als Algenfresser, Angler, Taucher, Kanuten, … – Desinfektion, Komplettes Trocknen lassen, kein Fremdbesatz mit Fischen und Krebsen) zu verhindern.

    Es gibt Anzeichen, dass einheimische Krebsarten Immunität entwickeln bzw. die Krebsstämme ihre Aggressivität reduzieren (wenn alle Krebse sterben, könnten die Pilze auch nicht mehr überleben).

    Weitere Informationen findet Ihr auf der Webseite von Wolfgang: Flusskrebse-Thueringen.de

  • Dietmar Franz hielt bereits 2015 einen Vortrag über die Schwielenwelse: „Mal wieder was Neues von Schwielenwelsen“ (2015). Das diesjährige Treffen nutzte er für ein Update:

    Wichtig für die Unterscheidung der Arten ist die Anzahl der Knochenplatten kurz vor dem Schwanzansatz, hinter den letzten diagonalen Knochenplatten, die bis zur Mittellinie reichen:

    • Hoplosternum littorale hat 2
    • Hoplosternum punctatum hat 3 und
    • Hoplosternum magdalenae hat mehr als 3

    Weiterhin wies Dietmar darauf hin, dass Hoplosternum magdalenae auch gepunktet sein kann. Im Gegensatz zu Hoplosternum punctatum liegen bei Hoplosternum magdalenae die Punkte immer vollständig auf einer Knochenplatte, wogegen bei Hoplosternum punctatum die Punkte sich auch über die Knochenplattengrenzen erstrecken können.

    Roland Rietsch hat schon des Öfteren Venezuela bereist. Seine letzten Touren führten von Puerto Ayacucho nach den Río Orinoco stromabwärts, nach Norden. Hier konnten zum Beispiel folgende Fische gefangen/gesehen werden: Ancistrus sp. „Puerto Ayacucho“, Electrophorus electricus, Aphanotorulus / Squaliforma cf. emarginata „L 153“, Acanthicus sp. „L 193“, Panaqolus sp. aff. maccus (L 448), Leporinus fasciatus, Cichla temensis, Cichla intermedia, Mesonauta festivus, usw.

    Die Gattung Rhadinoloricaria wurde nach den ersten Importen im Frühjahr 2016 besonders interessant. Norman Behr informierte uns über die derzeit bekannten Arten und Fundorte. Nach seinen Untersuchungen muss die einzige beschriebene Arte Rhadinoloricaria macromystax vom Paranapara stammen. Weiter ging er auch auf die Arbeit von Covain et. al. „Molecular phylogeny of the highly diversified catfish subfamily Loricariinae (Siluriformes, Loricariidae) reveals incongruences with morphological classification“ ein, in der Apistoloricaria und zwei Crossloricaria-Arten den Rhadinoloricaria zugeordnet wurden.

    Die erste Nachzucht ist auch schon geglückt. Konstantin Vitcher hatte seit November 2016 mehrere Gelege. Mehrere Gelege wurden von dem Männchen verlassen, nur 2 länger gebrütet. Bei dem vollständig ausgebrüteten Gelege lies Konstantin die Kleinen im Elternbecken. Leider kam von diesen keiner durch. Das manuelle Ausbrüten mit einem Eggthumbler klappte besser. Man muss jedoch am Ball bleiben. Problematisch sind noch die Fehlentwicklungen der Brustflossen.

    Zurück in die Guyana-Staaten. Ingo Seidel trug über den Corydoras–bondi-Komplex vor, welche zu großen Teilen in den Suriname-Staaten verbreitet ist. Der Komplex gehört zu den Corydoras–punctatus-Gruppe, hat eine Größe von ca. 6 cm. Besonders auffällig ist der typische Längsstreifen, hinzu kommen Punkte am Kopf und vorderen Körper, eine schwarze Färbung am Dorsalstrahl und eine Bänderung in den Flossen.

    Zu diesem Komplex gehören: Corydoras baderi, Corydoras boesemani, Corydoras bondi, Corydoras coppenamensis, Corydoras sipaliwini, Corydoras sp. „C 150“ und Corydoras sp. aff. sipaliwini (CW 137). In seinem Vortrag ging Ingo auf die geografische Verteilung der Arten, die Pflegeansprüche und die Vermehrung ein.

    Neben Fischen beschäftigt sich Ernst Schmidt schon seit mehreren Jahren mit Pfeilgiftfröschen. Er gab uns ein paar Tipps zur Haltung und Vermehrung dieser.

  • Sonntagmorgen, Ulrich Macholdt berichtet in betont lustiger Art und Weise über seinen Neuanfang in der Aquaristik. Ein sehr schöner Vortrag zum Munter werden.

    Um Welse, die nicht im Klarwasser zuhause sind, berichtete Andreas Tanke. Ein wesentlicher Schwerpunkt waren dabei die in den letzten Monaten vorgestellten L-Nummern.

    Eckhardt Fischer führte es im vergangenen Jahr nach Botsuana. Er berichtet von verschiedenen besuchten Lodges, den Exkursionen und den erspähten Tieren, zum Beispiel: Rotwangenhornrabe (Bucorvus leadbeateri), Bienenfresser (Merops nubicus), Scharzwingen-Stelze (Himantopus himantopus), Nimmersatt (Mycteria ibis), Klaffschnabel (Anastomus lammalfigerus), Nilpferde (Hippoptamus amphibius), gefräßige Seeadler (Haliaeetus vocifer) , Bären-Paviane (Papio ursinus), Giraffen (Giraffa giraffa), Wasserböcke (Kobus ellipsiprymnus), Kudus (Strepsiceros zambeziensis), Leuchtaugen (Micropanchax johnstoni), Castelnaus Nilhecht (Pollimyrus castelnaui), Orangeflossenbarbe (Enteromius cf. eutaenia), Messing-Maulbrüter (Pseudocrenilabrus philander), Sparrmans Tilapie (Tilapia sparrmanii), Sichelbarbe (Enteromius cf. hassianus), Geradflossen-Barbe (Enteromius cf. paludinosus), Tigersalmler (Hydrocynus vittatus), Silber-Glaswels (Schilbe mystus) und Synodontis nigromaculata.

    Es war wieder ein sehr interessantes Treffen. Insbesondere die Beiträge über die Exkursionen in die Guyana-Staaten und über die Krebspest haben mir gefallen.
    Sehr erfreut war ich auch, dass sich kaum jemand durch die mal wieder (>10%) gestiegenen Hotelkosten abschrecken lassen hat. Die meisten „Alten“ waren wieder gekommen und auch viele neue Wels-Interessierte. Nach langem wurde es dieses Mal sogar wieder notwendig etwas die Plätze zu „sortieren“, damit jeder einen passenden Platz fand.

    Vielen Dank an Peter Debold für die hervorragende Organisation. Vielen Dank an alle Referenten für die interessanten Vorträge.

    Quelle: Treffen der Welsfreunde – Negast 2017