Der Belo-Monte-Staudamm am Rio Xingu – ein vorprogrammiertes Desaster

  • Aufgrund des kurz vor Baubeginn stehenden Riesen-Staudammprojekts Belo Monte in Brasilien gab die Chefredaktion der Zeitschrift Amazonas gestern folgende Pressemeldung heraus:
    ------------------------------------------------------------------------------------------------
    „Sollte man sich als Special-Interest-Zeitschrift darauf beschränken, Spaß und Informationen zu verbreiten oder darf es auch gern einmal etwas kritischer sein? Im vorliegenden Falle geplanten ökologischen Wahnsinns in Brasilien und nach vorsichtiger Prüfung der Fakten, möchte ich letzteres eindeutig bejahen. Als Aquarianer sollten wir nicht so tun, als ginge uns das alles nichts an.“

    Hans-Georg Evers, Chefredakteur der AMAZONAS


    Rio Xingu darf nicht sterben!
    Ökologischer Wahnsinn gegen jede Vernunft: Mega-Staudammbau am Belo Monte - hunderte Arten bedroht!

    Fische haben keine Lobby - die Auslöschung hunderter Arten (zahlreiche noch unerforscht), die endemisch nur im fast 2.000 km langen Rio Xingu vorkommen, ist geplante Sache. Brasiliens Regierung beschließt den Bau des drittgrößten Staudammes der Welt - mitten im ökologisch bedrohten Amazonas. Und das ist nur der Beginn einer Katastrophe von gigantischer Dimension, denn weitere Dämme sollen folgen.

    Höchste Zeit also für uns Aquarianer, jetzt aktiv zu werden! Diverse an das Leben in den Stromschnellen des Xingu angepasste L-Welse - darunter VIPs mit Kultstatus (L46, L260, L333 und viele mehr) - rheophile Salmler, Buntbarsche und sämtliche noch unerforschte Arten der Stromschnellenbereiche und anderer Lebensräume sind akut vom Aussterben bedroht.

    Das Exportverbot zum Schutz der Arten wird zur Farce, Brasiliens Regierung vernichtet jetzt in Eigenregie: Ein ganzer Fluss wird zerstückelt, große Teile trockengelegt. Ein Gebiet von der Größe Frankreichs mit reichhaltiger Biodiversität wird unwiederbringlich zerstört!

    Rund 500 km² Regenwald und landwirtschaftliche Nutzflächen werden allein beim Bau der ersten beiden Dämme überflutet, und damit wird die Lebensgrundlage vieler traditioneller und indigener Gemeinschaften zerstört. Die geplante Infrastruktur bedeutet ein Desaster für dort existierende Tier- und Pflanzenarten.

    Präsident Lula verhöhnt Protestler als verträumte Spinner (Rede in Altamira am 22.06.2010) und besteht auf dem Bau des Damms zwecks Industrialisierung der Region "um jeden Preis". Das Projekt wurde hastig durchgedrückt. Die 'green stamps' der begutachtenden Institutionen verdächtig schnell aufs Papier gedrückt.

    Besonders absurd: Die Effektivität des Staudamms ist auch ökonomisch problematisch, die Trockenzeit reduziert die Stromproduktion für mehrere Monate im Jahr auf ein Minimum. Zur Kompensation ist der Bau weiterer Dämme in Planung. Selbst Finanzinvestoren scheuten die hohen Risiken des Projekts - es gab kaum Interessenten.

    Doch der Protest wird lauter - auch prominente Protagonisten wie Sting, David Cameron und Sigourney Weaver finden deutliche Worte gegen Biotopzerstörung solch gigantischen Umfangs. Und fordern die Nutzung durchaus vorhandener Alternativen. So könnte Brasilien durch Optimierung der Energieeffizienz seinen Strombedarf um 40% reduzieren.


    Hoch die Flossen, Aquarianer!

    Es ist eine Minute vor Zwölf - wenn wir jetzt nicht handeln, ist es für hunderte Arten und die dort lebende Bevölkerung zu spät! Unterstützt die protestierenden Gruppen vor Ort, unterzeichnet Petitionen, informiert Euch im Netz, erhebt die Stimme, spendet!

    Die Fische des Xingu haben uns lange erfreut - jetzt brauchen sie unsere Hilfe!

    Mehr über die Hintergründe des Staudammprojekts in einem Beitrag des vor Ort lebenden Autors Janne Ekstrøm. Amazonas Heft 31 und auf http://www.amazonas-magazin.de

    Redaktion Süßwasseraquaristik-Fachmagazin Amazonas

    ------------------------------------------------------------------------------------------------
    Den ausführlichen Artikel mit Links auch zu Spendenorganisationen findet Ihr hier:

    http://www.amazonas-magazin.de/AMAZO...nt.1873.0.html
    ------------------------------------------------------------------------------------------------

    Ich halte einen deutlich vernehmbaren Protest gegen dieses Bauprojekt für unabdingbar!
    Aquaristische Grüsse,
    Indina

  • P.S. Ich verweise die, die denken, 'wir können ja eh nichts machen' auf die Links zu seriösen Gruppen unter dem Artikel.

    Des weiteren gibt es Online-Petitionen, und Vertreter der betroffenen indigenen Völker haben Facebook-Gruppen gegründet.
    Ein paar Beispiele:
    http://www.facebook.com/group.php?gid=301693678891&ref=ts
    http://www.facebook.com/pages/Petition…08243343?ref=ts
    http://www.facebook.com/group.php?gi...1343573&ref=ts
    http://www.facebook.com/group.php?gid=120143291343573&ref=ts

    Bereits vor einigen Jahren wurde der Bau des Damms nach massiven Protesten erfolgreich verhindert. Jetzt ist es an der Zeit, die eigene Passivität mal beiseite zu lassen, und sich innerhalb der eigenen Möglichkeiten zu engagieren. Das oft genutzte Argument, wir hätten uns als westliche Industrienation mit Dreck am eigenen Stecken nicht einzumischen, zieht angesichts solch massiver Biotopzerstörung imo nicht mehr.

    Gruppen wie

    http://www.internationalrivers.org/
    http://www.survivalinternational.org/about/belo-monte-dam
    http://www.euinfrastructure.com/news/belo-monte-dam/
    http://www.water-alternatives.org/


    ...ermöglichen z.T. auch das Unterzeichnen von Petitionen.

    Zu spät ist es nie!

    Beste Grüsse,
    Indina

  • Danke für den Link. Zum ersten Mal habe ich die ganze Tragweite der Entwicklung einigermaßen durchschaut.

    Leider wird unser energiepolitisches Denken weltweit durch die Expansionsbedürfnisse der Wirtschaft und deren Lobby gelenkt. Energieeinsparung (z.B. durch Glühbirnen, ökologische Dämmungen usw.) werfen einfach nicht genug Geld für diese Konzerne ab und erzeugen daher kaum monetäre "Schmierkraft". Herzlich Willkommen im Jahrhundert des globalökonomischen Marionettentheaters!

    Mich macht das sauer.

    Gruß, Dirk

    "Profit darf nicht über alles gestellt werden." KRÄUTLER ZUM "BELO MONTE"-STAUDAMM
    [bestand]1507[/bestand]2.0 Panaqolus albomaculatus, 4 Parotocinclus maculicauda, 8 Carnegiella strigata MOES TAGEBUCH

  • Hallo Aquarianer,

    auch ich möchte euch alle aufrufen euch beiden Protestaktionen zu beteiligen!!!!!!!

    Wenn man sich überlegt wa s die für einen Schwachsinn verzapfen!!!!! :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :cursing:


    LG Max

    Solange die Menschen denken das Tiere nicht fühlen können, müssen Tiere fühlen das die Menschen nicht denken können!


    STOPPT BELO MONTE!!!!!!!! Beteiligt euch an Protestaktionen. DANKE!!!!

  • Hier ist die Nummer für die Umweltabteilung der Brasilianischen Botschaft in Berlin

    Abt. Umwelt: Tel: +49 (030) 72628-0

    Gruß, Dirk

    "Profit darf nicht über alles gestellt werden." KRÄUTLER ZUM "BELO MONTE"-STAUDAMM
    [bestand]1507[/bestand]2.0 Panaqolus albomaculatus, 4 Parotocinclus maculicauda, 8 Carnegiella strigata MOES TAGEBUCH

  • Guten Morgen, Fischfreunde ! DANKE für eure Infos, das sind schon erschreckende Reportagen.
    Traurig, wie der Mensch nur aus PROFIT die Natur radikal zerstört und die Bevölkerung zwangsumgesiedelt
    wird.. Da brauchen keine Kometen aus dem All einschlagen und alles zerstören, das schafft die Menschheit
    auch alleine- unverantwortlich !! Trotzdem einen schönen Sonntag - Claus.

    Ein mongolisches Sprichwort: Berge können sich nicht miteinander unterhalten, aber MENSCHEN ! ;)[bestand]1869[/bestand]

  • Hi zusammen,
    Nicht das ihr denkt ich wäre für die Zerstörung der Umwelt, auch ich würde mir wünschen das man den Amazonas so beläst wie er ist.
    Aber dürfen wir uns wirklich gegen etwas wehren das uns nicht wirklich zusteht.
    Wenn würde es hier interessieren wenn nicht unsere Lieblinge von dort kommen würdem.

    Wir die Industriestaaten haben doch hier unsere eigene Natur zerstört und jetzt möchten wir das es andere nicht tun.
    Dürfen wir wiklich den Zeigefinger wirklich heben? Ich behaupte nein.
    Haben den diese Staaten den keine Entwicklung verdient, auch diese Staaten möchten sich entwickeln und tun dafür alles was es dazu braucht.
    Die Natur hat uns Menschen noch nie interessiert, wir haben sie schon immer zerstört.
    Vergesst nicht Brasilien hat eine hohe Arbeitslosigkeit, ist nicht gerade reich und da interessiert die Natur am wenigsten, der Mensch will überleben auf Kosten von was auch immer.

    So auch wenn ich mich jetzt eher etwas kritisch zu den Protesten geäussert habe unterschreibe ich die Petitionen weil gegen den Bau bin ich auch aber wie erwähnt ich zweifle daran das es etwas bringt.

    Viele Grüsse
    Fil

  • Hallo Fil,

    einerseits hast Du ja recht. Wir können nicht erst unsere eigenen Ländereien ausbeuten und es hinterher anderen verbieten. Aber müssen wir Taten- und wortlos zusehen, wenn andere Menschen die gleichen Fehler machen wie einst unsere Vorfahren und wir teilweise heute noch? Ich denke, nein, wir dürfen uns durchaus dazu äußern. Zumal es hier nicht allein um die Umweltzerstörung an sich, sondern auch um die wiederholte Vertreibung der Ureinwohner.

    Allerdings reicht meiner Meinung nach das Unterschreiben von Petitionen allein längst nicht aus. Wir müssen schon noch mehr tun. Ich versuche beispielsweise unseren Verpackungsmüll, vor allem den mit Aluminium, möglichst gering zu halten. Und Birte hat schonmal einen Klassenkameraden ausgeschimpft, weil seine Schnitte in Alu verpackt war, und nicht in einer anständigen Brotdose. Und Handys gibt es bei uns auch nicht ständig neue, nur weil schon wieder eine neue Generation auf dem Markt ist.

    Der brasilianische Regenwald ist wertvoll, nicht nur wegen der Bodenschätze darunter (und nur um diese bergen und verarbeiten zu können, soll doch das Staudammprojekt gebaut werden), sondern auch wegen des vielen Kohlendioxids, das dort von den vielen Pflanzen zu Sauerstoff verarbeitet wird und so nicht mehr unser Klima belastet. Und dann diese Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten! Wie viele Leute würden ein Vermögen dafür ausgeben, diese mal live und in Farbe sehen zu dürfen. Warum nimmt Brasilien diesen Leuten nicht dieses Vermögen ab und zeigt ihnen (auf schonende Art und Weise natürlich) diese Pracht? Und warum bezahlen nicht wir reichen Kohlendioxidsünder unter den Staaten endlich für den Sauerstoff, den ein Land wie Brasilien uns liefert? Wenn Brasilien allein für den Erhalt des Regenwaldes mehr Geld bekäme, als durch diese Bodenschätze, dann stünde dieses Projekt überhaupt nicht zur Diskussion, und viele Leute fänden Arbeit im Regenwaldschutz.

    Also, ich habe auch unterschrieben, aber ich versuche auch auf andere Art und Weise was zu tun.

    Liebe Grüße

    Melanie

    [bestand]1509[/bestand]
    Du bist panaqolusverrückt, wenn Du immer statt 200g Nudeln oder Mehl immer 204g, bei 300g immer 306g abwiegst.
    Du bist panaqolusverrückt, wenn Du in allen Bekleidungsgeschäften nach Ringelsocken suchst, auch wenn die grad total out sind.

  • Hallo zusammen.

    Ich habe noch einen Artikel gefunden,in dem eine Abbildung geplanter Staudämme gezeigt wird.

    Wenn ich dann sehe was am Rio Teles Pires,Rio Juruena,weiter im mittleren Rio Tapajos und im Araguaia-Tocantins-Becken geplant wird,dann ist der Rio Xingu erst der Anfang der Energiegewinnung für den nachfolgenden Rohstoffabbau in den betroffenen Regionen.
    Da wird sich die "Weltwirtschaft" mit der dort ansässigen Bevölkerung nicht weiter beschäftigen...leider... :thumbdown:

    http://www.google.de/imgres?start=1…:50,s:100,i:154

    Gruß Adam