Tag Zwei nach dem großen Umbau.
Hauptdarsteller Panaqolus albomaculatus Moe ist in die Burgruine gezogen.
Nicht, dass man ihm nicht einen prächtigen Tonhöhlenbau mit Nordausgang und geräumigen Innern und eine lauschige Kokosnuss-Höhle mit karibischem Flair angeboten hätte. Nein, es musste ja unbedingt das kitschige Relikt frühaquaristischer Sünden sein. Da baut man einen Welsvergnügungspark und "verunstaltet" (so meine Frau) ein gutes Drittel des Aquariums mit Moorkiengestrüpp und postnuklearer Kärglichkeit und wie wird es einem gedankt? Mit einem Umzug nach Ostberlin der frühen 90er. Verdammte Aussteiger. Muss ich erwähnen, dass er dort wieder alle Pflanzen auswühlte. Ja, lach nur Elko. Du hast gewusst. Ja, ja.
Ein Nebendarsteller des Aquariums hat jetzt seine eigene Sitcom. Ich nenne sie "Betta Alpha".
Meine Frau hat einen modernes Aquariumsmessgerät gekauft, welches man außen am Becken befestigen kann, und das einem Temperaturabweichungen und ähnlichen Firlefanz mitteilt. Ja, meine Frau liebt technischen Schnickschnack.
Tristan, der Tom Cruise unter den Fischen, liebt es ähnlich attraktive Männchen der gleichen Art anzupöbeln, wie wahrscheinlich jeder gesunde Kampffisch. Vorgestern tauchte ER plötzlich auf. ER provozierte mit Bewegungsnachäfferei und unanständigen Gesten und wich keinen Millimeter zurück. Alles Aufplustern half nichts, ER blieb standhaft. Irgendwohin musste die Aggression. Was bot sich da mehr an, als die acht blauroten Plagegeister, die schon aufgrund ihrer geringen Flossengröße nur minderwertige Ware sein konnten, in den Fokus zu nehmen. Jetzt würden sie dran glauben müssen. Hatten nicht eben ein paar der bemitleidenswerten Mini-Männchen ein Territorium abgesteckt? Die Jagd begann...
Nachdem wir Betta splendens Tristan eine Stunde lang beim Neonjagen in vollster Kampfmontur beobachtet hatten und bereits sehr verwirrt waren, kamen wir dahinter, dass die schwarze Rückseite des neuen Messgeräts den Spiegeleffekt des Glases so verstärkt hatte, dass Tristan sich selbst, bzw. einen virtuellen Konkurrenten, gesichtet hatte. Wir verschoben das Instrument auf Bodenbelagniveau und schon bald fuhr der Geschmähte die Aggro nach unten. Jetzt jagt er die Neons wieder nur noch ab und wann. Weil er es kann.
Und was haben wir daraus gelernt? Wahrscheinlich nichts. Aber amüsant war es allemal.