Hallo,
mal ein kurzer Zwischenbericht. Ich habe bei OF-Aquaristik vor ein paar Monaten einige Teleocichla aus dem Rio Tapajos bekommen. Die Art stand nicht fest und wie immer herrschte im Becken ein ziemliches Durcheinander. Im Tapajos kommen einige Teleocichla vor und bei Importen kommen immer wieder verschiedene Tiere an. Diesmal hatte ich mich aber eingehend informiert und konzentrierte mich auf eine zu erwartende Art: Teleocichla proselytus
Gut eingelebt ...
Ich hatte ja schon einige Teleocichla nachziehen können und war vorgewarnt. Aus diesem Grund besorgte ich mir 10 Tiere. Eigentlich rechnete ich mir hohen Verlusten, denn Teleocichla hatten sich bei mir als sehr schwierige Fische erwiesen, die keinen Haltungsfehler verzeihen. Entweder bin ich jetzt besser, oder die Teleocichla proselytus sind nicht kompliziert. Die Tiere sind jetzt sehr schön herangewachsen und leben ALLE noch! Das ist schon mal ein Erfolg an sich. Ich habe die Tiere in ein 100x40x50 Becken mit starker Strömung und einigen H. zebra gesetzt. Das ganze Becken wird nur mit Leitungswasser versorgt, aber häufig gewechselt. Die Temperatur liegt immer über 28 Grad. Futter ist lebende Artemia, Granulat und Tiefkühlfutter. Die Teleocichla fressen alles und sind unproblematisch.
Extremes Geschlechterverhältnis
Inzwischen sind die Tiere ausgewachsen und ich bin mir sicher: Ich habe zwei Männchen und 8 Weibchen. Die Männchen musste ich sehr schnell trennen. Das unterlegene Tier hätte nicht überlebt. Ansonsten sind die Tiere häufig am Streiten, aber es kommt weder zu Mangelexemplaren noch zu Verlusten. Paarungswillige Weibchen besetzen ein Revier mit einer kleinen Höhle und balzen das Männchen an. Dabei werden die Tiere extrem schön. Das erste Gelege ließ nicht lange auf sich warten. Die Eier (ca 20-30) sind knall-orange. Wider erwarten entwickelten sich die Eier auch im Leitungswasser. Nach ca 8-10 Tagen tauchten die ersten neugierigen Winzlinge am Höhleneingang auf. Für die anderen Beckenbewohner wird es ab jetzt ungemütlich. Das Revier wird ausgedehnt und kein einziger Fisch darf in die Nähe der Kleinen. Das Männchen verteidigt das Revier eher lustlos, aber wird vom Weibchen geduldet.
Es ist ein Haarem
Die freischwimmenden Jungfische sind einfach zu ernähren. Die Ersten überführte ich in einen Einhängekasten (nicht die beste Idee), um sicher zu sein, dass einige Fische Überleben. Leider reagiert das Weibchen empfindlich auf Störungen und frass die restlichen Jungfische. Dieses Verhalten tritt bei Störungen häufig auf. Inzwischen gab es in dem Becken mehrere Bruten, immer mit dem gleichen Männchen. Eine feste Paarbildung gibt es nicht. Dieses Verhalten kann der Ursprung für die herben Verluste sein, die ich mit anderen Teleocichla hatte. So tötete ein Teleocichla Xingu 3 Männchen sein Brut führendes Weibchen innerhalb von wenigen Sekunden. Es könnte sein, das der Polygamismus dafür sorgt, dass das Männchen durch balzende Weibchen von den brutpflegenden Tieren abgelenkt wird. Wie auch bei Crenicichla kommt es auch bei Teleocichla darauf an, dass sich die innerartlichen Agressionen auf mehrere Exemplare verteilen kann. Eine Paarweise Haltung scheitert.
Ausblick
Teleocichla ist mit Sicherheit eine absolute Bereicherung für warme Südamerikabecken. Besonders die Kombination mit Hypancistrus funktioniert, wenn man vorsichtig bei der Fütterung ist. Teleocichla proselytus hat sich als sehr unkompliziert erwiesen. Im Gegensatz zu seinen Gattungsgenossen aus dem Rio Xingu kann man diese Art sogar als robust bezeichnen. In Kürze werde ich die Art gezielt in mein Zuchtprogramm aufnehmen und in größeren Stückzahlen züchten.
Ein Weibchen bewacht das Gelege in der Höhle.
Deutlich zu sehen, die markante schillernde Zeichnung auf der Flanke. Diese Weibchen ist nicht paarungsbereit, sondern kümmert sich um seinen Jungfische.
Imponierendes/Agressives Weibchen. Jetzt sieht man die Schönheit der Giftzwerge.
Das männliche Tier ist eher unscheinbar