Hallo zusammen,
danke fürs Eröffnen des Themas, Matthias!
Ich habe für mich bereits 2010 entschieden, dass ich das Thema Energieverbrauch bei Aquarien angehen möchte und habe daher in den vergangenen Jahren einige Kleinigkeiten umgesetzt. Ich habe das bereits in einem anderen Thema beschrieben, fasse es aber hier auch noch mal zusammen, damit es im richtigen Thema steht. Es handelt sich bei den Maßnahmen weder um etwas sonderlich innovatives, noch neues, aber dennoch lässt sich damit schon einiges machen.
Man sollte meiner Meinung nach immer daran denken, wie lange welche Geräte wirklich laufen. Also Filter 24h/d, Licht (je nach Geschmack) 10 - 14 h/d, Heizer je nach Beckentemperatur unregelmäßig.
10 W weniger Leistungsaufnahme beim Filter sparen immerhin etwas über 85 kWh pro Jahr, macht bei Annahme Strompreisbremse 0,4 €/kWh, also 35 Euro.
1. Filterung
Zuersteinmal sei gesagt, dass die Abwärme von Filtern (sofern sie im Aquarium selbst sind vollständig, sobald sie außerhalb liegen zu einem gewissen, von mir nicht näher definierbaren Anteil) ans Wasser abgegeben wird. Das passiert aber auch im Sommer, wenn wir das nicht unbedingt möchten! Ich habe für mich entschieden, dass ich eine möglichst geringe Leistungsaufnahme antrebe und die Abwärme daher vernachlässige. Das dass nicht ganz korrekt ist merke ich gerade, ich "heize" ein 64l Becken einzig durch die Abwärme zweier Pümpchen mit je 3,5 W auf knapp über 25 °C.
Ich habe alle meine Filter auf ihren Strombedarf hingeprüft und mich schlau gemacht, wo noch was zu holen ist. Meine erste Konsequenz war die Abschaffung von Außenfiltern, da diese durch die zu überwindende Höhendifferenz einfach mehr Leistungsaufnahme brauchen, als ein Filter im Becken. Durch das Pumpen des Wassers durch vergleichsweise dünne Rohrleitungen ist auch der Verlust an Durchflussleistung nicht zu vernachlässigen.
Es wurden dann also Innenfilter, in der Regel in Richtung HMF oder Kammerfilter, aber auch handelsübliche Filter kamen zum Einsatz.
Das Preis-Leistungsverhältnis ist bei gut gemachten Lufthebern und einer anständigen Membranpumpe (bei großen Anlagen dann andere Pumpenbauweisen) kaum zu schlagen. Das kann allerdings von der Laustärke her unangenehm sein. Daher habe ich mich mittlerweile wieder von Lufthebern verabschiedet, denn alle Becken stehen im direkten Wohnbereich.
Für kleine Pumpen ist die Einsparmöglichkeit nicht unbedingt riesig, aber da die Anschaffungskosten dort auch gering(er) sind, kann man trotzdem was rausholen. Es gibt Pümpchen, die umgerechnet mit 1 W ca. 100 - 125 l Wasser pro Stunde fördern. Nicht perfekt, aber auch nicht verkehrt.
Wenn es darum geht größere Becken zu betreiben stellen die bekannten Strömungspumpen eine klasse Lösung dar, dort gibt es Modelle die heruntergerechnet über 500 l Wasser pro Stunde mit nur 1 W Leistung befördern, aber ein Innenfilter mit fast 2000 l/h Wasserdurchsatz ist nicht gerade klein.
2. Beleuchtung
Als ich 2010 mit LEDs als Aquarienbeleuchtung zu experimentieren begann war das noch etwas besonderes und nicht gerade günstig. Ich wollte damals möglichst wenig Leistungsaufnahme, da ich auch wenig Licht brauchte, und habe mich für eine LED-Leiste von IKEA entschieden. Das Teil hatte etwa 3 W Leistungsaufnahme und kostete damals stolze 40 €! Beleuchtet wurde ein Standard 60er Becken, zuvor mir einer handelsüblichen 15W T8 beleuchtet. Vallisnerien, Javamoos und Anubias wuchsen dennoch. Die kleine Lichtleiste war dann gut sieben Jahre im Dauereinsatz als Aquarienbeleuchtung, heute funktioniert sie immernoch, aber hat nichts mehr mit Aquarien am Hut.
Mittlerweile hat man ganz wundervolle Möglichkeiten entweder mit speziell für Aquarien hergestellten Lampen, oder mit anderen, zweckentfremdeten Lampensystemen (z.B. Feuchtraumlampen, Küchenhängeschrank-Lampen, Schienensysteme für die Raumbeleuchtung oder gar LED-Strahler für den Außeneinsatz) oder man baut sich etwas nach Bedarf selber. Mit LED-Strips und Alu-Profilen kann man, solange man nicht zwei sehr linke Hände hat und sich ein wenig einliest, auch selber schöne Systeme bauen. Nachteil: Wenn der Strip den Geist aufgibt bekommt man ihn kaum mehr aus der Aluleiste um ihn zu ersetzen.
Für mich liegen die Vorteile bei den Zweckentfremdungen und Selbstbaulösungen darin, dass man als Ziel einen geringen Energiebedarf festlegen kann. Mir hat es zumindest den Anschein, als ob wie damals bei der Umstellung von T8 auf T5 die Umstellung auf LED auch gerne dafür hergenommen wird, die Leistung bei für Aquarien hergestellten Systemen noch weiter hochzudrehen. Wer extrem anspruchsvolle Pflanzen hat ist da aber natürlich auf anderes angewiesen, als ein low-end-Pflanzen-Pfleger wie ich.
Ich habe lange Zeit ein 160 l Becken mit 2*39 W T5 beleuchtet, machte man halt so. Die alten 15 W T8 Lampen über den 60er Becken brauchten, zumindest bei mir, mit Vorschaltgerät teilweise über 40 W! Heute beleuchte ich drei Becken die zusammen die Abmessung 200*40*40 haben mit 24 W LED an einem Schienensystem und es sind wahre grüne Höllen (aber eben anspruchslose Pflanzen). Ich habe mich für gute LED mit hohem CRI-Wert entschieden und habe es nicht bereut.
Bei Beleuchtung können wir natürlich auch noch an der Länge der Beleuchtung drehen, für mich sind es mittlerweile nur noch 10 h statt früher 12-13 h, das würde allein schon (ohne etwas an den Leuchtmitteln etc zu ändern) eine Einsparung von ~ 20% bringen!
3. Abdeckung
Der Wärmeverlust über Verdunstung ist ganz immens. Für Becken mit Abdeckung ist da nicht unendlich viel zu holen, aber für alle, die Becken noch offen betreiben, der Tipp es mal mit Abdeckscheiben zu versuchen. Auch ich hatte Jahre lang ein Becken, dass oben offen war. Der Wasserverlust (und damit auch der Energieverlust) war wirklich immens, ich war gefühlt nur am Nachfüllen. Abdeckscheiben haben dann beiden Probleme gelöst.
Ich hatte das Becken zuerst mit Echtglas abgedeckt, was gut funktioniert, aber recht unhandlich sein kann, gerade bei größerer Beckentiefe, bin dann aber auf Hohlkammerplatten gekommen. Solange man die Kammern seitlich abdichtet (Silikon ist eine ganz dumme Idee, nicht versuchen, lieber Klebeband verwenden) isoliert das nochmal ordentlich zusätzlich und leicht sind sie auch. Ich fand jedoch den Lichtverlust und die Handhabung der Hohlkammerplatten nicht gut (und sie sind auch nicht ganz billig), weswegen ich jetzt wieder mit Glas abdecke. Wer über Plexiglas o.ä. nachdenkt sollte hier die etwas hochpreisigeren Markenprodukte prüfen, diese vermilchen viel weniger und biegen sich deutlich weniger durch, als es Bastelglas aus dem Baumarkt tut, das hat mein Händler seinerzeit bitter erleben müssen... Das war ein typischer Fall von wer billig kauft, kauft doppelt.
4. Isolierung
Die wenigsten tropischen Heim-Aquarien werden in einem Raum stehen, dessen Temperatur so hoch ist, dass sie keinen Wärmeverlust an den Scheiben haben.
Die Scheiben, die nicht zum Durchsehen notwendig sind lassen sich einfach und preiswert dämmen, z.B. mit Styropor oder Styrodur. Die Materialien werden nicht umsonst auch in der Isolierung von Häusern verwendet;) Sie haben eine sehr viel schlechtere Wärmeleitfähigkeit als auch unser Floatglas und kosten nicht viel.
Hier gilt: Viel hilft viel. Klar ist ein Zentimeter besser als ungedämmt, aber jeder Zentimeter bringt nochmal deutliche zusätzliche Isolierung (und auch Stabilität der Platte). In irgendeiner alten DATZ gab es mal einen Artikel dazu, dort kam man meiner Erinnerung nach zum Schluss, dass 10 cm am sinnvollsten wären, aber das ist schon ein haufen Zeug. Ich verwende 3 cm starke Platten. Um das unansehliche weiß zu kaschieren (oder bei Styrodur noch aufdringlichere Farben) kann man z.B. die Scheiben oder auch das Styropor mit gedeckten Farben anmalen (Abtönfarbe, nicht Lack!) und nicht unbedingt über die Silikonnähte malern...
Ich verwende schwarze Farbe und bin glücklich damit.
5. Temperaturansprüche der Fische
Die meisten von uns halten wohl tropische Fische, aber auch hier brauchen viele Arten nicht konstant 28°C oder gar mehr. Der kleinste gemeinsame Nenner der Temperaturansprüche der Arten im Becken kann einen deutlichen Unterschied machen, denn jedes Grad zusätzlich kostet (ist in Aquarien nicht anders als bei der Raumtemperatur).
Da das Haus, in dem ich wohne, leider nicht isoliert ist (was aber nicht in meiner Hand liegt), leben meine Fische im Winter am unteren Rand ihrer Temperaturansprüche und im Sommer haben auch sie Sommer und es wird wärmer.
Meine Aquarien sind relativ klein und auch nicht sonderlich viele (ich habe brutto 320 l Wasser in 3 Aquarien in der Wohnung), aber ich glaube, dass ich ganz gut fahre. In den letzten 119 Tagen haben die Becken 125 kWh verbraucht, wobei ich die längste Zeit davon noch mit zusätzlichen Strömungspumpen experimentiert habe. Die Becken brauchen also im aktuellen Setting weniger als 1 kWh/Tag. Damit kann ich leben.
Ich hoffe, dass das oben geschrieben hilft, dass trotzde der gestiegenen Energiepreise die Kosten für manch einen in einem erträglichen Rahmen bleiben und freue mich auf weitere Gedanken zu dem Thema. Gerade PV-Anlagen interessieren mich, auch wenn ich das aktuell selbst nicht verwirklichen kann.
Viele Grüße
Felix