Ancistomus snethlageae ( L141 = L215 ), Steindachner, 1911

  • Synonyme:

    Ancistrus snethlageae

    ,

    Lasiancistrus snethlageae

    ,

    Peckoltia snethlageae

    ,

    Hemiancistrus snethlageae

    ,

    Weißsaum-Trugschilderwels

    .

    Herkunft:

    Unterer Rio Tapajós (bei Villa Braga und Goyana), Rio Jamanxim, Pará, Brasilien

    Vorgestellt:

    DATZ 09/1993

    Größe:

    ca. 20 cm

    Wasserwerte:

    T: 26 – 30 °C

    pH: 5,0 - 7,5

    Empfohlene Beckengröße:

    ab 120 cm

    Etymologie:

    Die Gattung Ancistomus wurde 2001 von I. J. H. Isbrücker und I. Seidel aufgestellt. Für die Namensgebung standen die

    Ancistrus

    -Verwandten (wegen der typischen Interopercularodontoden) und die körperbauliche Ähnlichkeit zu

    Hypostomus

    (Schilderwelse) welche jedoch keine Interopercularodontoden haben, Pate.

    Der Artname geht auf die Erstbeschreibung durch Steindachner in Anerkennung von Fr. Dr. Snethlage, der Sammlerin der Syntypen der Art zurück. [2]

    Geschlechtsunterschiede:

    Die Interopercularodontoden sind bei den Männchen länger und stärker ausgeprägt. Männchen haben auf Grund des stärkeren Bewuchses mit Odontoden eine etwas dunklere Färbung.

    Sozialverhalten:

    Es handelt sich i. A. um eine ruhige, verträgliche Art. Innerartlich und mit ähnlich groß werdenden Welsen (bei uns

    Hemiancistrus subviridis

    und

    Ancistrus

    sp. „Normalo“) konnten gelegentlich Streiterein beobachtet werden, wobei die

    Ancistomus snethlageae

    sich ausschließlich auf die Verteidigung ihres Reviers beschränkten.

    Kleinere Welse (z. B.

    Peckoltia

    sp. "L 288") wurden von ihnen bei uns stets ignoriert.

    Haltung:

    Für die Haltung der Tiere wird an das Wasser keine besonderen Anforderungen gestellt, so dass die Haltung der Tiere in vielen Regionen bei Leitungswasser möglich ist. Es wird berichtet, dass Tiere der Gattung sich oft in schnellfließenden Flussabschnitten aufhalten [4]. Eine leichte Strömung sollte sich daher positiv auf die Tiere auswirken. Augenscheinliche Beobachtungen, die dieses bestätigen, konnten wir jedoch nicht machen.

    Pflanzen wurden von unseren Tieren nicht angefressen. Allerdings wurden gelegentlich nicht tief wurzelnde Pflanzen einfach umgeschwommen oder (unbewusst) ausgegraben. Insbesondere vor den Höhlen sind immer wieder tiefere Krater zu beobachten, die die Tiere mit ihrer Schwanzflosse graben. Seltsamer Weise, im Gegensatz zu anderen bei uns "grabenden Welsen", waren die Krater wenige Tage später wieder eingeebnet.

    Futter:

    Bei dieser Art handelt es sich um einen Allesfresser mit Tendenz zur herbivoren Ernährung. Man kann sie sehr gut ernähren mit Welschips (bei uns: DuplaRin G, JBL Pleco Chips), pflanzliche Kost (bei uns vor allem Kartoffeln, Zucchini, Paprika), Insektenlarven (Frostfutter: Artemia, Mückenlarven, …). Verschiedentlich (z. B. in [3]) wird auch weiches Holz als Nahrung erwähnt. Eine entsprechende Beobachtung, dass die Wels überhaupt an Wurzeln saugen, konnten wir in den vergangenen reichlich 3 Jahren nicht machen.

    Zucht:

    Wie viele andere Harnischwelse handelt es sich hier um eine höhlenbrütende Art. Das Männchen betreibt Brutpflege. Von der Nachzucht in weichem Wasser, am besten wohl mit einer Leitfähigkeit < 500 µS/cm, wurde mehrfach berichtet. [2, 4]

    Sonstiges:

    Jungwelse sehen insbesondere auf Grund ihres weißen bzw. weiß-bläulichen, relativ breiten Saumes an der Caudale sehr attraktiv aus. Dieser Saum verliert sich im Alter immer mehr.

    1911 wurde die Art von Steindachner als

    Ancistrus snethlageae

    beschrieben. Später wurde die Art fälschlicher Weise der Gattung

    Lasiancistrus

    zugeschrieben, bevor man sie in die Gattung

    Peckoltia

    überführte. Dabei ist anzumerken, dass gerade die Gattung

    Peckoltia

    sehr "schwammig" definiert ist.

    Heute ist die taxonomische Einordnung der Art noch immer umstritten: 2001 definierten I. J. H. Isbrücker und I. Seidel die Gattung Ancistomus, die sich von herkömmlichen

    Peckolitas

    ab einer Größe von ca. 8 cm augenscheinlich durch einen längeren, schlankeren Körperbau unterscheidet.

    Armbruster und andere amerikanische Ichthyologen betrachten die Gattung

    Ancistomus

    als Synonym zu

    Hemiancistrus

    , die auch sehr offen definiert wurde. Auf Grund augenscheinlicher Unterschiede (z. B. bulligeren Vorderkörper, Relation bzgl. Augengröße, …) gegenüber anderen Arten der Gattung

    Hemiancistrus

    (z. B.

    Hemiancistrus subviridis

    ) ist jedoch eine deutliche Abgrenzung der beiden Gattungen möglich. [1, 2]

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    Ancistomus snethlageae werden ca. 20 cm groß.

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    Deutlich zu erkennen ist hier die Omega-Iris, die zur Regulierung der Menge des Lichteinfalls dient, und die Interopercularodontoden, eine Waffe im Streit mit anderen L-Welsen.

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    Blick ins Saugmaul eines Ancistomus snethlageae.

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    Deutlich zu erkennen ist die (auch) für diese Gattung übliche Struktur der Dorsale: 1 Hartstrahl und 7 Weichstrahlen.

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    Die Caudale wird von 1 Hartstrahl, 14 Weichstrahlen und 1 Hartstrahl aufgespannt.

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    Die Peckotralen besitzen von 1 Hartstrahl und 6 Weichstrahlen. Deutlich zu erkennen die Odontoden auf dem ersten Pecktoralstrahl. Die Ventralen haben 1 Hartstrahl und 5 Weichstrahlen.

    Ähnliche Welse:

    Ancistomus

    sp. "L 161",

    Ancistomus

    sp. "L 358"

    Weiterführende Informationen:

    [1] Ingo Seidel "Trugschilderwelse sind einfach unverwechselbar" in DATZ 4/2007

    [2] Ingo Seidel / Hans-Georg Evers – "Welsatlas 2" S. 490

    [3] André Werner / Walter Lechner / Dr. Jürgen Schmidt - "Miniatlas L-Welse" S. 135

    [4] Ingo Seidel "Back to Nature – Handbuch für L-Welse" S. 60

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  • Elko,

    wiedermal wie gewohnt ein super informativer Bericht von Dir. :):thumbup::)

    Die würden mir auch gefallen, habe ich hier aber noch nicht gesehen.

    Gruß Tino

    Lieber Stubai als Dubai !
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