Umfrage-Diskussionsthread: 27.02 - 06.03.2011 - Wie stehst du zu Hybrid-Fischzuchten??

  • Servus,

    kann mir mal jemand sagen, was beispielsweise ein Microgephagus ramirezi "electric blue" mit einem Hybriden zu tun hat?

    Sehr interessant aber leider wenig überraschend an dieser Diskussion finde ich, dass der Begriff "Hybride" gemeinhin und völlig zu Unrecht als Synonym der Begriffe "Qualzuchtform" oder "Hochzuchtform" gesehen wird 8|
    Hybridisierung ist lediglich eine von vielen VERSCHIEDENEN und nur selten alleinig oder gar überhaupt angewandten züchterischen Methoden die zur Verfügung stehen, um mal mehr, mal weniger sich von Naturformen unterscheidende Zuchtformen zu erhalten.

    Es ist völlig ungerechtfertigt Hybriden über einen Kamm mit degenerierten Qualzuchten zu scheren!

    Hybridisierung ist in der Natur schon seit Urzeiten, sowohl im Tier- als auch im Pflanzenreich immer DIE wesentliche und treibende Kraft bei der Entstehung neuer Arten gewesen.
    Der sogenannte Heterosis-Effekt lässt mindestens Hybriden der ersten Filialgeneration in der Regel sogar vitaler sein, als es die Eltern waren! Lediglich fertil sind diese dabei nicht immer.

    Nichts desto trotz halte und vermehre auch ich lieber unverfälschte Naturformen und sehe keinen Reiz darin, neue Arten künstlich in Gefangenschaft entstehen zu lassen.
    Wenn künstlich in der Aquaristik entstandene Hybriden, ohne diese korrekt als solche zu benennen in Umlauf gebracht werden, dann halte ich das ebenfalls für eine Sauerei!

    Was ich aber sagen will ist, dass Hybriden an sich weder "böse" noch und das möchte ich ganz besonders betonen, keine "bemitleidenswerten" Kreaturen sind und nicht mit Qualzuchten verwechselt werden dürfen :!:

    Gruß
    Stefan

  • Hybridisierung ist in der Natur schon seit Urzeiten, sowohl im Tier- als auch im Pflanzenreich immer DIE wesentliche und treibende Kraft bei der Entstehung neuer Arten gewesen.

    Hi Stefan,

    ich fürchte, da unterliegst Du einer fatalen Fehleinschätzung. Nach dem aktuellen Stand Evolutionswissenschaft entstehen neue Arten durch Anpassung an Umweltbedingungen, die durch Mutationen erfolgt, und zwar innerhalb einer Art. Die Hybridisierung spielt in dieser Hinsicht dafür keine Rolle und ist auch nicht notwendig, um eine neue Art entstehen zu lassen.

    LG
    Reiner

  • Eigentlich geht es ja darum wie die User zur "Hybriden-Fischzucht" stehen...wie ich schon sagte spricht meiner Meinung nichts dagegen solange man dieses innerartlich vornimmt und diese dann auch als solche benennt und nicht einfach sagt "schaut her ich habe eine neue WF-Form beim Großhändler im allerletzten Becken entdeckt" manchmal bleibt einfach nichts anderes übrig wenn es nur einzelne Tiere gibt, man versucht eben diese Tiere mit Artverwandten Spezies zu kreuzen um eventuell besonderheiten wie in meinem Fall ein extrem starkes natürliches Blau zu erhalten um durch Selektion diese Merkmale beizubehalten, dieses erfordert natürlich eine Menge Platz und Geduld.(Wenn es denn gelingt) Letztendlich sind ja die verschiedenen Standortvarianten / Arten und auch Gattungen auf Hybridisierung zurückzuführen denn sie stammen evolutionsgeschichtlich auch nur von einer Ur/-art/-form/-gattung ab. Natürlich geht es mir in meiner Aquaristik auch darum Naturformen zu erhalten und zu vermehren. Oft genug ist es einfach so das zu wenige Tiere eingeführt werden und diese dann auch schnell wieder verschwunden sind. Ein gutes Beispiel aus meinem eigenen Aquaristikleben ist Krobia spec. "Xingú" damals wurden nur 10 Tiere eingeführt, fünf davon schwammen in Östereich und fünf hatte ich. Nachdem ich etliche Nachzuchten verteilt hatte (in Östereich hat es mit der Nachzucht nicht geklappt) habe ich auch meine Alttiere abgegeben. Ich musste ganze 6 Jahre suchen um an diese Fische zu kommen nun habe ich endlich wieder welche. Ich weiß das diese von meinen "Ureltern" abstammen. Natürlich wäre es schön den Genpool aufzufrischen aber das wird schwierig da es keine neuen Importe gab bzw. gibt. Aber die Art ist weiterhin in deutschen Aquarien vertreten und auch vertil. (Oh jetzt bin ja recht weit vom Urthema abgekommen)Was ich eigentlich sagen wollte ist das natürlich die reinerhaltung im Vordergrund steht.Aber man darf auch den pfiffigen Züchter nicht verurteilen der versucht interessante Farbschläge zu kreiren, das ist ein riesen Geschäft wenn man allein die Diskuszucht anschaut. Ich finde es immer recht scheinheilig so zu tun als wären wir die ultra Naturschützer und wir schreiben uns auf die Fahnen das wir Aquaristik ja nur betreiben um Arten zu erhalten...Wir betreiben Aquaristik weil wir Freude an den Fischen haben denn ansonsten könnten wir ja auch dem WWF oder Greenpeace beitreten und "Biopiraten" am Amazonas jagen..wir alles sind "Biopiraten" jedenfalls unterstützen wir diese.Auch wenn es hart klingt aber es ist so. Wieviele von euch fahren nach Venezuela,Brasilien, oder wer weiß wohin und bringen dann ihre eigenen Fische mit??? Ok, ich schweife schon wieder ab.

    Eigentlich wollte ich nur den Wikipedia-Link zu Hybride posten...Hier ist er:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Hybride

    Das Leben ist einfach viel zu kurz um ein langes Gesicht zu machen...

    Einmal editiert, zuletzt von Peter D. (13. März 2011 um 07:16)

  • Hi Peter,

    was möchtest Du denn nun unterstützen? Bist du für den Arterhalt in der Aquaristik oder bist du für die Produktion von bunten Fischen, indem du Varianten und Arten kreuzt, nur weil damit Geld zu machen ist?

    Beste Grüße
    Reiner

  • Hi Peter,

    und beides ist ja auch in Ordnung! Aber beides hat nichts mit Hybriden zu tun. :)

    Darum ging es ja ursprünglich hier im Thread, die Farb- und Formenzüchterei kam ja erst später dazu.

    Abweichend vom eigentlichen Thema, der Hybridenzucht, möchte ich bei der Farb- und Formenzüchterei noch einmal klar sagen, das ich nichts dagegen habe, solange die Vitalität der Fische bestehen bleibt.
    Und genau darum habe ich die Zucht von Diskus etc. ohne jede Streifenzeichnung auch als Qualzucht bezeichnet. Ich weiß, das dieser Ausdruck hier nicht richtig ist, bezeichne es aber dennoch so.

  • ich denke schon das es etwas mit Hybridisierung zu tun hat wenn ich zwei Fische die unterschiedlichen Fabrvarianten einer Art / Form miteinander kreuzen will um bestimmte Merkmale zu verstärken...Hybridisierung findet ja im Normalfall nur Artenintern auf soll heißen das sich ein Aequidens niemals auf natürlicher Weise mit sagen wir mal einem Symphysodon kreuzen würde..allerdings kann es durchaus vorkommen dass sich zum Beispiel ein Aequidens metae mit einem Aequidens diadema kreuzt wenn bestimmte Gegebenheiten sie dazu "zwingt" Wie gesagt bei mittelamerikanischen Buntbarschen wie Vieja kommt soetwas auch in der Natur recht häufig vor.Aber eben auch nur wenn das Verwandtschaftsverhältnis das zulässt. Um es noch deutlicher zu sagen: Man wird einen Vogel nicht mit ner Katze kreuzen können (jedenfalls nicht so ohne weiters)...Auch bestimmte Farbschläge wie sie um das Thema nicht zu weit abschweifen zu lassen in der Diskuszucht erzüchtet werden sind Hybriden also das Ergebnis einer Kreuzung zwischen zwei oder mehreren unterschiedlichen Naturformen denn ein Marlboro Red oder ein Snakeskin wird so ohne weiteres nicht in der Natur entstehen da sich die verschiedenen Standortvarianten einfach viel zu weit von einander entfernt befinden.Aber manchmal wenn sich verschiedene Formen/Arten durch gewisse Umstände wie zum Beispiel Überflutungen doch nahe kommen kann es zu Hybridisierungen kommen---anders könnten ja auch gar keine Farbvarianten / Unterarten entstehen... Man sollte diese riesigen Distanzen die in Südamerika bestehen nicht ausser acht lassen...in der Elbe ist ein Perca fluvatilis eben ein Perca fluvatilis der sieht in Hamburg genauso aus wie in Wittenberg.

    Das Thema ist ja nicht geklärt indem jeder sagt wie er dazu steht...denn die meisten würden sich eher negativ dem gegenüber äussern...wie schon gesagt man sollte sich in seinen eigenen Aquarien umschauen...um es für mich nochmal klar zu stellen...ich sehe die Sache geteilt da ich differenziere Hybriden zwischen Gattungen oder / und Hybriden innerhalb einer Gattung...Innerartliche Hybridisierung halte ich nicht für wirklich problematisch wenn man die Tiere dementsprechend benennt...Hybriden die künstlich zwischen zwei Gattungen erzeugt werden halte ich für verwerflich und bin dagegen. Hierdurch entstehen eben die sogenannte Qualzuchten...

    Das Leben ist einfach viel zu kurz um ein langes Gesicht zu machen...

    3 Mal editiert, zuletzt von Peter D. (13. März 2011 um 14:07)

  • Hallo

    Ich denke mal das man erst mal zwei Hybriedformen unterscheiden sollte.
    Die Erste ist die, die im natürlichen Habitat entstehen kann wenn sich Umweltbedingungen und Lebensraum verändern. Ein schönes Beispiel sind hier die Regenbogenfische Ausraliens. Man kennt hier mittlerweile etwa 15, ich sag mal Varianten, die aus verschiedenen Arten entstanden sind und sich mittlerweile in ihren Biotopen etabliert haben. Auf Grund der großflächigen Überschwemmungen der letzten Zeit wird hier wohl auch einiges neues zu finden sein wenn man in ein paar Jahren genauer hinschaut. Da diese Hybrieden auf natürlich Art entstanden sind und sich etabliert haben sind sie vital genug dem Druck der Natur stand zu halten.
    Anderst verhält sich das mit dem zweiten Typ der Hybridisierung. Hier werden vom Menschen bewußt Tiere verschiedener Arten miteinander gekreutzt. Hier steht meines erachtens der kurzfristige Profit im Vordergrund. Es sollen Tiere produziert werden die in Form und Farbe dem jeweiligen Zeitgeschmack entsprechen. So eine Produktion ist meines erachtens sehr verwerflich und sollte von uns nicht unterstützt werden. In einigen Bundesländern ist ja der Handel mit solchen Tieren "ausgesetzt" worden, was bedeutet das hier nicht mehr mit gehandelt werden sollte. Ein Verbot kann aber nur der Bund durchsetzen.
    Der Dritte hier angesprochene Punkt sind Mutationen. Hierbei handelt es sich nicht um Hybridisierungen (abgesehen von der Gattung Xiphophorus) sondern um die gezielte Zucht Tieren eine gewünschte Farbe bzw. Farbkombination mit auf dem Weg zugeben. Dies wird durch Selektion, Kreuzung ferschiedener Farbschläge und manchmal auch durch Zufall erreicht. Hier liegen immer Genetische Veränderungen vor und bei guter Zuchtauslese sind solche Tiere auch immer Vital. Diese Art der Zucht sollte man nicht verteufeln, wenn sie auch manchmal vom Profit geprägt ist, denn letztendlich ist das ein durchaus interessanter Punkt der Aquaristik.

    Gruß Micha