Hallo zusammen,
nachdem wir höchstwahrscheinlich dieses Jahr den Keller unseres Hauses ausbauen werden, kann ich nun endlich etwas konkreter mit den Planungen meines Fischraumes anfangen.
Da die Innenwände noch fehlen (bis auf tragende Elemente natürlich) steht die Größe des Raumes noch nicht fest. In diesen Fischraum soll auf jeden Fall ein Regal mit mind. 10 Zuchtbecken für kleinere Welse (d.h. <= 20cm Endgröße) und einige Aufzuchtbecken, mind. 2 kleinere Schaubecken (<= 150cm Länge) und natürlich ein "Großbecken" (>= 250cm Länge). Weiters sollen noch Regale/Kästen rein, um mein gesamtes aquaristisches Zubehör unterzubringen, und 3 Wassertonnen, sowie ein Kühlschrank fürs Frostfutter. In der Mitte des Raumes darf natürlich eine Couch samt kleinem Tisch nicht fehlen (um mal den einen oder anderen Abend einfach nur mit bequemen Beobachten verbringen zu können).
Das Niveau des Raumes liegt unter der Erde, ein Kellerfenster ist vorhanden, und die entstehende Luftfeuchtigkeit soll durch eine Be- und Entlüftungsanlage abgeführt werden. Der Raum soll ganzjährig auf 24°C temperiert werden, dadurch kann ich schon mal einiges bei den Heizkosten der Becken sparen, und im Falle des Ausfalls einer Beckenheizung würden die Tiere auch nicht gleich eingehen. Durch die Lage unter der Erde sollen die 24° auch während der größten Hitzewelle machbar sein (weis allerdings noch nicht wie sich die wärmeren Becken darauf auswirken werden, im Fall der Fälle könnte ich aber immer noch ein zuschaltbares Klimagerät an die Belüftungsanlage hängen).
Die ganze Anlage soll voll automatisiert werden (bedingt durch meinen Beruf als Softwareentwickler in einem Automatisierungsunternehmen). Einen Steuerungscomputer (SPS) habe ich schon im Haus, der die gesamte Hausleittechnik regelt (Licht, einige Steckdosen / Raum, Rolläden, Heizung,...). Diese SPS ist für die industrielle Automatisierung ausgelegt, und aktuell mit meinem Haus komplett unterfordert, daher wären da noch jede Menge Reserven für eine Aquarienanlage...
Messen der Wasserwerte / Sensorik:
In jedes Becken kommt jeweils ein Temperatur-, PH- und Leitwert-Sensor aus der Lebensmittelindustrie. Diese haben einige Vorteile: sie sind hygienisch unbedenklich, lange Lebensdauer und haben Elektronik an Board welche Fehler erkennen kann. Damit kann ich (bzw. der Steuerungscomputer) die relevantesten Werte messen, und im Falle von Problemen werde ich automatisch benachrichtigt. Alle diese Sensoren geben ihre Daten an meine SPS. Das wird wahrscheinlich die teuerste Einzelposten der ganzen Anlage, für 20 Becken ungefähr 5000€, und so "günstig" gehts aber auch nur aufgrund meiner beruflichen Beziehungen...
Heizung / Temperatur:
Die Schau- und das Großbecken werden an die Haus-Heizung über einen Wärmetauscher angeschlossen. Zusätzlich erhalten sie noch Heizstäbe, welche alleine auch die gewünschte Temperatur erreichen könnten. Die restlichen Becken erhalten jeweils nur Heizstäbe. Alle Heizstäbe werden auf max. Temperatur eingestellt, und über automatisches Ein- bzw. Ausschalten der entsprechenden Steckdosen in Verbindung mit den Temperatursensoren geregelt. Fällt ein Temperatursensor aus, so wird einfach die entsprechende Beckenheizung abgeschalten. Die Heizstäbe werden jeweils so dimensioniert, dass bei Dauerheizen max. 32-33°C erreicht werden können. Dadurch würde ein Versagen der Heizung oder der Regelung die Tiere nicht umbringen. Zur Temperaturstimulation von Zuchttieren ("kalter Wasserwechsel") würde ich einfach die Beckenheizung für gewisse Zeit ausschalten.
Filterung / Belüftung der Becken:
Über die Filterung der Schau- und des Großbeckens habe ich mir noch keine genauen Gedanken gemacht. Die restlichen Becken werden jeweils mit einem Seiten-HMF einzeln gefiltert, hinter dem jeweils Sensoren und Technik versteckt wird. In einem Nebenraum werden 2 Luftkompressoren laufen, welche jeweils eine eigene Ringleitung mit konstantem Luftdruck versorgen. In jede Ringleitung werden 3 Drucksensoren eingebaut, um 1) Druckabfälle erkennen zu können (Ausfall eines Kompressors, Aufplatzen der Ringleitung,...) und 2) den Druck in der Leitung konstant halten zu können. Jedes Becken erhält 2 Luftheber und 2 Sprudelsteine, welche von den 2 Ringleitungen gespeist werden. Somit wäre bei Ausfall eines Kompressors noch immer Wasserumwälzung und Sauerstoffanreicherung gewährleistet.
Beleuchtung:
Die Zuchtanlage wird mit LED-Streifen beleuchtet werden, wobei die Beleuchtung für jedes Zucht-Becken einzeln geschalten werden kann. Somit kann ich für jedes Becken einzeln jahreszeitlich bedingte Tageslichtverläufe s(t)imulieren. Die Schau-, das Groß- und die Aufzuchtbecken werden gemeinsam geschalten. Welche Art der Beleuchtung für die Schau- und das Großbecken zum Einsatz kommt weis ich noch nicht.
Wasserwechsel bzw. einstellen der Wasserwerte:
In den Raum sollen 3 Wassertonnen, welche dazu dienen dass 1) das Wasser abgestanden ist und 2) ich mit verschiedenen mir zu Verfügung stehenden Gewässern arbeiten kann. In Tonne 1 soll Wasser aus der Ortswasserleitung (PH ~8, relativ hart), in Tonne 2 Brunnenwasser (PH ~7, etwas weicher) und Tonne 3 soll von einer Osmose- oder Ionentauscher-Anlage befüllt werden. Von jeder dieser Tonnen geht nun eine unter Druck stehende Wasserleitung durch den Raum, mit jeweils einem regelbarem Mikro-Drip-Anschluß pro Becken. Somit kann ich die Wasserwerte und die Wechselmenge pro Becken einzeln voll automatisiert regeln. Die Tonnen haben natürlich einen Füllstandssensor, damit diese wieder automatisch befüllt werden. Und die einzelnen Becken haben klarerweise einen Überlauf.
Regelung / SPS:
Die SPS erfasst alle eingehenden Daten (Temperaturen, PH, Leitwert, Drücke,...) und regelt basierend auf von mir programmierter Logik alle bisher erwähnten Gerätschaften wie Heizstäbe, Kompressor, usw. Auf der SPS läuft auch ein kleiner Webserver. Über von mir geschriebene Webseiten darauf kann ich dann mit jedem www-fähigen Gerät im Hausnetz (Smartphone, Tablet, Laptop,...) die Anlage überwachen und Parameter verändern (z.B. bei Becken 7 PH-Wert auf 6,5 einstellen / bei Becken 3 die wöchentliche Wasserwechselmenge von 10% auf 20% ändern / Temperaturstimulation in Becken 5 starten,...). Weiters ist ein GSM-Modem mit der SPS verbunden, womit ich bei Auftreten eines Problems in der Anlage eine SMS aufs Handy erhalte. Per SMS wäre auch Fernwartung möglich (wenn ich mal unterwegs bin), da habe ich mir aber noch nichts genaueres überlegt.
Fütterung:
manuell...(man "braucht" ja schließlich nachvollziehbare Gründe um mehrmals täglich in den Fischraum zu gehen)
Reinigung:
Leider auch manuell, aber das gehört zum Hobby ja auch dazu...(oder kennt jemand einen Mini-Poolreiniger, der an den Welshöhlen vorbeifährt? )
Deko / Bodengrund / Bepflanzung:
Steht noch komplett in den Sternen...
Besatz:
Steht noch ziemlich in den Sternen, 100% sicher ist nur dass es ausschließlich Südamerikaner werden. Für das Großbecken sind mal ein Pärchen Potamotrygon scobina und ein Pärchen Pseudacanthicus sp. L24 "fix". Bei den Zuchtbecken ist vorerst mal L46, L66, L134 und L236 fix, die Tiere habe ich nämlich schon.
Ich hoffe ich habe jetzt während dieses Aufsatzes hier in der Hitze des Gefechtes nichts vergessen...
Da die gesamte Anlage, so wie sie mir vorstelle, doch gewaltig kostenintensiv sein wird (definitv fünfstelliger Betrag, inkl. Trockenmauer, Estrich, Elektro- und Sanitär-Installation, Fliesen,...), werde ich das ganze im Laufe der Zeit nach und nach aufbauen, und es kann noch ein(ige) Jahr(e) dauern bis die ersten Tiere darin rumschwimmen werden.
Ich weis dass das meiste hier KOMPLETT übertrieben ist, und absolut nicht notwendig ist, aber das ist mein Wunsch/Traum, und so oder so ähnlich werde ich das ganze umsetzen. Die Planung und Umsetzung dieses Raumes macht für mich eben auch dieses Hobby aus. Ich will so viel wie möglich dabei selbst machen, oder zumindest bei jedem Arbeitsschritt dabei sein. Und zumindest einen Teil der Kosten habe ich mir schon damit schön geredet, da dies ja auch "Fortbildung für meinen Beruf" ist
Ich werde dazu im Laufe der Zeit mit Sicherheit mal die eine oder andere Frage an euch haben.
Falls gewünscht werde ich euch über meine weiteren Planungen, und mit einer Aufbau-Doku auf dem laufenden halten. Das kann sich aber über Monate hinwegziehen...
Und jetzt freue ich mich noch über eure Fragen und Anregungen...immer her damit...
So, meine Finger schmerzen von dem vielen Getipsel...ich will nicht mehr...
LG Hannes!