Wieviel Natur wollen wir tatsächlich in unseren Aquarien?

  • Hallo,

    ich oute mich hier auch mal als "Ferkel".
    Bei mir bleibt der Mulm auch so lange, bis sich die Filter zu schnell zu setzen. Das passiert allerdings sehr selten. Je nach Aquarium und Fischbesatz ist das natürlich unterschiedlich. So eine schöne dicke Mulmschicht hat bei meinen L-Welsen nicht wirklich eine Chance. Die arbeiten halt zu viel im Aquarium.
    Die wunderschöne Bernsteinfärbung des Wassers (durch Wurzeln, Erlenzäpfchen etc.) wirft nur bei befreundeten "Teilzeitaquarianern" (ist nicht böse gemeint!) Fragen auf.
    Was Algen betrifft, ist alles akzeptabel (sogar ein paar dekorative Bartalgenbüschel!), was mir den Blick ins Aquarium nicht direkt versperrt. Grüne Punktalgen (ein Zeichen guter Wasserqualität?) sind bei mir auch gerne gesehen. Alleine das Aufkommen von Cyanobakterien wird (bei Vorkommen) massiv "bekämpft" (natürlich ohne irgendwelche Chemie!).
    Ansonsten liebe ich stark verkrautete Becken. Pflanzen werden nur raus geholt, wenn es wirklich zu viel wird, mal wieder ein neues Becken (juhu... meine Frau hat akzeptiert, dass unbedingt noch ein neues 80er ins Wohnzimmer gehört... ein Stück harte Arbeit :love: ) eingerichtet wird oder der Nachbar ("Teilzeitaquarianer" - wie gesagt nicht böse gemeint - ist ein netter Schieferplattenlieferant) mal wieder ein paar neue Pflänzchen braucht.

    Gruß
    Micha

  • Hallo,

    ich kram mal diesen Uraltthread wieder hervor denn ich muss da an etwas denken, was mich schon länger beschäftigt. Also sagen wir mal so.......... Ich wäre auch gern ein "Ferkel". Aaaber: Ich trau mich irgendwie nicht. Ich hab jetzt schon so oft gelesen, dass Mulm im Aquarium gut ist. Ich würde ja auch gerne Mulm liegen lassen aber es sind ja nicht nur alte Eichen- oder Seemandelbaumblätter die sich da zersetzen. Beim wöchentlichen Teilwasserwechsel sehe ich da auch immer eine Menge Fisch- Garnelen- und Schneckenkot. Wie macht ihr das? Lasst ihr das einfach liegen. Es ist ja praktisch unmöglich das irgendwie getrennt abzusaugen, bzw. liegen zu lassen. Wirklich. Das beschäftigt mich sehr. Kann mich da vielleicht mal jemand aufklären.

    LG, Sabine

  • Hey Simon,

    ich danke Dir schon einmal. Aber ganz zu Anfang ist es wohl mehr Kot als Blattmulm. Trotzdem liegen lassen. OK, irgendwie muss man ja mal anfangen aber so recht traue ich mich nicht. Andererseits hab ich gehört, dass zu sterile Becken auch nicht gut sind....

    LG, Sabine

  • Hi Sabine,

    du musst den Mulm ja nicht direkt an der Frontscheibe liegen lassen;)
    Es reicht ja ein Eckchen hinten im Aquarium. Ich sauge selbst nur in einem meiner (fünf) Becken regelmäßig Mulm ab. Aber in vier der Becken entsteht auch nicht wirklich "freier" Mulm, der sammelt sich geschlossen im Filter. Mulm ist zum Beispiel auch sehr gutes Jungfischfutter, bei mir sind mit Mulm als Erstnahrung z.B. schon Copella oder Nannostomus in den Becken heran gewachsen (oder tun es gerade;)).
    Könnte also auch für deine geplanten Spitzsalmler von Interesse sein.

    lg
    Felix

  • Moinsen Sabine,

    vielleicht lehne ich mich jetzt zu weit aus dem Fenster (bin kein Biologe), aber ich behaupte mal was, und zwar:

    wage ich zu behaupten das Fisch in AQs mit "Dreck" weniger anfällig für bestimmte Krankheiten sind als Fische in "sterilen" AQs. Das ist die Erfahrung die ich im Laufe meiner Aquarianerlaufbahn gemacht habe. Zuerst hatte ich ständig alles pikosauber, aber meine Fische waren dann auch oftmals mit Ichtyo, und anderen Krankheiten beschäftigt. Alles meist Sachen wo es hiess: das kommt von "dreckigen" , ungepflegten AQs. Daraufhin habe ich als Anfänger noch mehr gesäubert, und schon warst du in einer Ecke gefangen wo du garnicht hin wolltest.
    Inzwischen weiss ich aus Erfahrung das es niemanden schadet wenn "Dreck" im AQ ist. Wichtig ist nur das die WW regelmässig gemacht werden, und der "Dreck" nicht überhand nimmt. Ich bleibe dabei: Fische in NICHT sterilen Becken sind widerstandsfähiger gegen Bakterien, etc.

    Wenn ich an die ganzen Pflanzenreste, Schwebeteilchen, etc denke die bei mir so vor sich hin dümpeln, besonders wenn ich mal wieder am gestalten bin, dann denkste auch: wt'n Dreck! Aber spätestens vier - fünf Stunden später ist alles wieder klar. Wenn dann die Welse und meine altispinosas den Boden durchwühlen weiss ich: die finden immer was zum futtern. So bin ich dazu übergegangen nur noch alle zwei Tage Futter zu geben. Ich glaube fast auch drei tage würden reichen, wenn ich mir so meine Barben anschaue.

    Also auf die Frage des Tretttitels zu antworten: soviel wie möglich, so gut wie möglich, und am besten so das der Mensch (also ich) und die Tiere was davon haben. Von artgerechter haltung will ich bewusst nicht reden, denn kein AQ, egal wieviele Mühe man sich gibt, ist Artgerecht. Meiner Meinung nach ein völlig falscher Begriff im Zusammenhang mit Tierhaltung.

    MFG, Volkmar

    MÖGE DAS WASSER MIT DIR SEIN !!!
    ALLES FÜR'S AQUARIUM !!!
    ALLES FÜR DEN FISCH !!!

  • Hallo,

    ich danke euch wirklich sehr für eure Gedanken. Volkmar, das was Du schreibst leuchtet ein. Sehr gut erklärt. Bleibt noch die Frage wie ich erkenne ab wann es zu viel wird?
    Felix, es werden zwar keine Spritzsalmler sondern Schuppenflecksalmler aber auch Deine Argumente kann ich nachvollziehen. Ich bin mal gespannt ob sich bei den Schuppenflecksalmlern in Bezuzug auf Nachzucht etwas tun wird. Laut dem ausführlichsten Bericht den ich im Internet gefunden habe ( und das ist echt nicht viel ) soll die Nachzucht im Aquarium noch nicht gelungen ist ( kann ich mir aber irgendwie nicht vorstellen aber vielleicht finden sich ja noch irgendwo mehr Infos ).

    LG, Sabine

  • Moinsen Sabine,

    wie erkenne ich ob es zuviel wird...ja, supi Frage! Wie erkenne ich das, da muss ich, ehrlich gesagt, passen. Ich kann da nur mein AQ als Beispiel anführen, aber das ist ja nicht aussagekräftig.
    Ich habe einen Innenfilter indem ja Torf, Erlenzapfen, Filterwürfel, Siporax, und natürlich die Pumpe drinsitzen (und meine Garnelen, sowie verirrte Schnecks). Da wird natürlich einiges an Pflanzenresten eingesaugt, was ja auch beabsichtigt ist. Anderer Pflanzenschmodder wandert auch in den IF zum langsamen zersetzen. Von daher ist da eigentlich immer so um die 2-3 cm Mulmschicht drin. Das ganze wird regelmässig von den Garnelen und den Schnecken durchgebuddelt. Natürlich gelangt ein Teil auch wieder ins AQ zurück, aber mich stört das ja nicht.
    Ich denke ich habe zuviel "Dreck" im AQ wenn bei jeder grösseren Arbeitssession hinterher an den Pflanzen (feinfiedrige) eine dreckige Schicht drauf ist. Wirkt ein wenig wie eine Art Staub,-Ascheschicht auf Pflanzen, Holz, Steinen, etc. Dann gehe ich schonmal dabei und sauge etwas Mulm aus dem Filter raus. Ansonsten reguliert sich das tatsdächlich auch von selber. Mal hat man mehr, und mal ist die Schicht dünner. Ich schätze jetzt wo ich mehr Pflanzen drin habe wird die Schicht erstmal wieder dicker werden.
    Auf jeden Fall kann man sagen das das Prinzip mit der biologischen Filterung des AQs eher mit HMF, Mehrkammerfiltern, etc. funktioniert die langsamer durchströmt werden. Alles was mit Schnelldurchfluss arbeitet ist nicht so gut geeignet. Achja, und wie schon erwähnt wurde: der "Dreck" ist durchaus nützlich. Man streut ja sogar Schei... auf die Felder :D :D :D

    MFG, Volkmar

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  • Hallo,
    wie schon gesagt zu viel ist, wenn Luftbläschen aufsteigen (kommt zwar auch in der Natur vor da fließ aber ja auch immerwieder Wasser nach). Also immer schon WW machen aber nicht immer Mulm absaugen. Ich sauge in meinem Becken immer dann Mulm ab wenn er anfängt sich vorne am Rand von den Wurzel an zusammeln (Dann habe ich das abgesaugt und am nächsten Tag war dann alles so wie vorher, also bei meinem Becken musste ich dank der Fische immer mehrere Tage ein Planen ;) ) jetzt hat sich das aber wegen der Strömungspumpe erledigt und ich komme so ohneweiteres garnicht mehr an den Mulm ran. Meinen Fischen scheinst nicht zu schaden.

  • Hallo,

    dann ist es also ein langsames Herantasten  :D . Aber es ist auf jeden Fall gut, dass es hier so einen tollen Erfahrungsaustausch gibt  :thumbup: . Ich werde euch hier im Forum bestimmt noch viel mehr löchern. Aquaristik ist ein so spannendes Thema und im Prinzip stehe ich ja da noch ziemlich am Anfang.


    LG, Sabine

  • Hallo,

    von mir gibt es mal eine Gegenstimme :D

    Zuerst sollte man mal differenzieren, zwischen Dreck im Becken und Mulm im Filter.
    Der Dreck hat nichts im Becken zu suchen. Zersetzt er sich, belastet das das Wasser. Wollen wir das?

    Dann ist es stark Besatzabhängig. Es gibt Arten, die kommen mit Mulm nicht klar, den ist der Keimdruck zu hoch. Nicht umsonst haben Diskus Halter *sterile* Becken bzw Keimarme, haben feinen Sand und den nur 2cm hoch. Da wird auch schnell ein HMF zur Keimschleuder. Nicht das ein HMF schlecht ist, der funktioniert in dem was er machen soll super, doch kann man ihn nicht überall einsetzen.

    Auch sehe ich es nicht so, das Fische in *Dreckbecken* weniger anfällig sind. Uns geht es doch auch nicht besser wenn wir im Smog wohnen. Ich sehe es eher so, das Fische, welche ein gesunden Imunhaushalt haben, besser auf eventuelle Keime reagieren können, als solche die permanent mit Keimen bombardiert werden.

    Meine Erfahrung:
    1. 1200l Becken, Geophagus und Guianacara haben oft Löcher im Kopf und weiße Strippen. Nach Umstellung des Patronenfilters auf feine Patronen, eine Patrone als Schnellfilter, 40W UVC Klärer und Nitrat/Phosphat Ionentauscher alles Bestens, keine Löcher. Absenkung von leitwert auf nun 250uS bringt bessere Farben und alles Balzt.
    2. L-Welse und Krobia haben kein Problem mit HMF/Patronen Filter
    3. Apistos mögen auch eher wenig Keimdruck, HMF bedingt geeignet, öfter reinigen, ausprobieren
    4. Killis ist es wurscht

    THX und Grüße, Mario

  • Moinsen Mario,

    Gegenstimme erwünscht: ist ja schliesslich auch mal gut zu hören das man es eben nicht verallgermeinern darf. Ich, z.B., ging von meinem Besatz, und ähnlichem bei anderen Personen aus. Da trifft es dann auch gut zu. Natürlich muss man den Besatz mit einbeziehen. Da liesst man sich ja auch in die Bedürfnisse der Tiere ein, was dann eben auch Anpassungen der Technik nach sich zieht, wobei wir letztlich wieder bei der Fragestellung des Themas landen.

    Wie gesagt: ich bin kein Biologe und kann das nicht beurteilen, aber ich denke das Tiere die einem gewissen Keimdruck ausgesetzt sind, ein stabileres Immunsystem besitzen. Da gibts genug Berichte in der gesamten Tierwelt wo das nachgewiesen wurde, und auch bei uns Menschen ist das so. Warum sollte es dann bei Fischen anders sein. Wäre mal schön jemanden zu diesem Thema zu hören der da wirklich was zu sagen könnte.

    MFG, Volkmar

    MÖGE DAS WASSER MIT DIR SEIN !!!
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  • Hi zusammen,

    Interessantes Thema.

    Allerdings hängt es mit Sicherheit von vielen Faktoren ab, inwiefern sich welche Menge Mulm negativ auswirkt oder nicht.
    Zwischen einem sterilen und einem dreckigen Becken gibt es immer den goldenen Mittelweg.
    Filterung, Wasserparameter, Besatz (-dichte), Ansprüche und Herkunft der Pfleglinge usw. müssen berücksichtigt werden.

    Auch in unserem Becken haben wir ein, zwei Mulm Ecken und zwischen den Steinen sammelt sich auch welcher an, der dann halt immer mal wieder bei den Tww. abgesaugt wird.
    Als wir mit den Diskus angefangen haben wurde täglich abgesaugt und die WW-intervalle verdoppelt.
    Auch wurden erstmal sämtliche Steine entfernt (könnte sich ja was ansammeln :wacko: ).

    Die Steine sind inzwischen wieder drin und seit ich nicht mehr täglich absauge zersetzen sich die Ausscheidungen der Fische wieder viel zügiger. Vermutlich hat sich einfach das biologische Gleichgewicht wieder eingependelt.

    "Viel mehr, als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen,
    die zeigen, wer wir wirklich sind".



    L.G. Doro  :-)/~

    Einmal editiert, zuletzt von DoroundRudi (10. Oktober 2014 um 15:32)

  • Hallo,
    um nochmal auf das Beispiel mit den Meschen und dem Smog zurück zu kommen: Soweit ich weiß gibt es im Smog aber auch keine Keime. Eine Tehorie warum wir mitlerweile immer öfter allergisch reagieren ist, das wir zu Keimfrei leben und das Immunsystem harmlose Sachen angreift. Und da viele Nachzuchten schon ziemlich keimfrei aufgezogen werden und dann bei uns auch Keimfrei gehalten haben sie kein richtiges Immunsystem wenn dann wirklich mal ein böser Keim kommt. Natürlich hängt es auch von den Fischen ab die du halten möchtest wie schon richtig gesagt wurde aber auch ich würde den wie schon erwähnten Mittelweg gehen. Da finde ich den regelmäßigen WW viel wichtiger als das Mulm absaugen, und es ist auch natürlicher. Fast überall wo du in der Natur bist (mit ausnähme wirklich schnellfließender Gewässer) gibt es dicke Mulmscbichten. Und mit dem Wasserwechsel imitieren wir dann das vorbeifließende Wasser, was das schädliche mit sich nimmt.

  • Moinsen Simon,

    dazu ist nix hinzuzufügen. Der WW ist eben Pflicht. Aber wie bei allen Dingen: man kann sogar hier zuviel des Guten tun. Doro & Rudi schreiben hier ja über ihre Mulmerfahrungen. Da zeigt sich dann auch das man sicherlich auch seine eigene Erfahrungen macht. Zudem sind alle AQs immer wieder etwas anders gestrickt. Eben Natur halt. Du kannst zwei vermeintlich gleiche AQs aufbauen, und dennoch funzt das eine und das andere eventuell nicht.
    Wenn man sich mit der Aquaristik ernsthaft beschäftigt dann entwickelt man sowas wie einen "7.Sinn" für seine Wasserbewohner. Auch das darf man nicht unterschätzen. Da gibts die Ängstlichen, die Mutigen, die Vernünftigen und auch die weniger Vernünftigen Halter.
    Eigentlich kann man mal provokant feststellen: wer ein Aquarium ernsthaft betreibt, der wird vom AQ dazu erzogen es richtig zu pflegen. Finde ich nicht verkehrt denn so hat man zumindest einen kleinen Einblick in natürliche Abläufe für die wir sonst eigentlich überhaupt nicht sensibilisiert wären. Was interessiert die meisten Leute Wasserwerte, und ähnliches. Hauptsache der Bach ist "sauber".

    MFG, Volkmar

    MÖGE DAS WASSER MIT DIR SEIN !!!
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  • Hallo,

    es bleibt also interessant und spannend  :D . Ecken, an die ich nicht so ohne Weiteres drankomme, habe ich in meinen Becken auch. Wenn ich da Mulm absaugen wollte, müsste ich ja alles aus den Becken nehmen was den Fischen bestimmt auch nicht gerade zuträglich wäre.


    LG, Sabine :P

  • Moinsen Sabine,

    um's kurz zu machen: probier's einfach mal aus. Ich finde ein AQ das nicht penibelst gereinigt wird auch wesentlich natürlicher. Mach' dich mal auf die Suche nach Biotop-Aufnahmen der verschiedensten Flüsse wo deine Fische normalerweise leben würden. Da kann man schon ins staunen kommen. Diese Bedingungen versuchst du dann nachzustellen. Auch hier gilt, wie bei vielen Dingen: learning by doing.

    MFG, Volkmar

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