Wie wichtig ist weiches Wasser für Paracheirodon wirklich?

  • Moin,

    In einem großen Wasserpflanzenforum wurde ich angegangen, weil ich es für wichtig halte den Fischen so gute Wasserwerte zu bieten, dass sie auch im Gesellschaftsbecken ablaichen (ob dann was hochkommt ist mir an der Stelle egal, ich sehe das Laichen bei Neons als einen Indikator für artgerechte Haltung). An anderer Stelle werden Leute abgebügelt, wenn sie mit dGH von 6 diese Fische halten, was ich aich etwas übertrieben finde, wenn sonst alles stimmt.


    Wie seht ihr das?

    Liebe Grüße, Felix

  • Hi Felix.

    Ich persönlich finde schon, dass man die natürliche Herkunft berücksichtigen sollte und Lebensraum Aquarium diesem nachempfinden sollte. Schließlich hat sich die jeweilige Art in genau diesem Lebensraum entwickelt.

    Wobei natürlich schon länger in Gefangenschaft lebende Fische toleranter auf veränderte Wasserwerte reagieren als Wildfänge oder deren direkte Nachkommen.

    Also. Wenn du dich wohl fühlst mit deiner Einstellung ist es vollkommen in Ordnung. Hauptsache den Fischen geht es gut.

    Grüße Bernd!

    "Es ist eine gefährliche Sache, aus deiner Haustür hinaus zu gehen. Du betrittst die Straße, und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen wohin sie dich tragen."
    (J.R.R.Tolkien, Der Herr der Ringe)

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  • Hallo Felix,

    wenn Du die Paracheirodon mit Blick auf "gute" Wasserwerte betrachten willst, würde ich die Arten auseinanderhalten und dann werten.

    Jede Fischart hat eine biologische Plastizität, innerhalb der sie leben kann. Darunter kannst Du alle Parameter verstehen, die Du mit artgerechter Haltung in Verbindung bringst. Nimmst Du allein die Wasserhärte, so spielt sie nicht allein bei Neon eine gewichtige Rolle. Das Ablaichen ist ein sichtbarer Effekt, aber nicht der Einzige. Aber die Wasserhärte wirkt auch auf den Stoffwechsel insgesamt. So wird z. B. bei einigen Apistogramma-Arten angenommen, dass eine Haltung in ein wenig härterem Wasser, als von der Art gefordert, zu Krankheiten führt. Die Haltung in geeignetem Wasser ist eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Aquarienhaltung. Und das bedeutet für mich zumindest auch, dass wir die Fische gesund erhalten. Beim Ablaichen nehmen wir an, dass sich die Tiere wohlfühlen. Na ja, mit diesem Begriff fremdele ich etwas, weil er mir sehr vermenschlicht klingt. Zu Bedenken bleibt, dass alle amazonischen Fische in einem Wasser leben, dass in seinen Werten - bis auf Ausnahmen - nur wenig von destilliertem Wasser entfernt ist. Was wir mit einem vermeintlich weichem Wasser bieten würden, ist wohl meist bereits ein Kompromiss.

    Die Kritik im Wasserpflanzenforum kann ich deshalb nicht ganz verstehen. Und ob Du willst, dass sie bei Dir im Gesellschaftsaquarium ablaichen, ist doch ganz allein Deine Entscheidung. Am besten orientierst Du Dich an Fakten. Dann wirst Du eine solche Kritik gut einordnen können.


    Viele Grüße

    Dieter

  • Am besten orientierst Du Dich an Fakten.

    Erstmal Danke für die beiden sehr aufschlussreichen Antworten.

    Bei mir sind es axelrodi. Wie ist denn die Faktenlage? Brauchen diese Fische Wasser mit Leitwert unter 100µS?

    Die eine Quelle schreibt ja, die andere schreibt nein...

    Habitatwerte sind immer so eine Sache.

    Generell finde ich es schon hilfreich sich daran zu orientieren, aber oft übersieht man eine Kleinigkeit und dann kommt es zu Fehlern.

    Aber auch ich sehe es so, dass es dem Tier gegenüber nur fair ist, wenn man versucht die bestmöglichen Lebensbedingungen zu schaffen.

    Dabei will ich dass meine Fische ihre natürlichen Verhaltensweisen zeigen können. Dazu gehört für mich halt auch dass sie sich paaren und ablaichen. Ob aus den Eiern was wird, das gehört für mich aber nicht dazu, deshalb ist es mir ganz recht dass quasi keine Jungfische hochkommen.

    Ich hör an der Stelle mal auf zu philosophieren und schreibe morgen weiter :)

    Liebe Grüße, Felix

  • Hi Felix,

    es kommt auch darauf an, ob der Züchter von dem Du sie hast schon lange mit diesem Stamm züchtet,

    oder ob er sich im Handel Wildfänge besorgt hat und Deine Tiere praktisch F1 sind. Bin aber der

    Meinung, das Rote Neons auch in härterem Wasser laichen nur schlüpft dann eben nichts.

    Übrigens sind rote Neons doch recht gut haltbar un können gut und gerne so 5-6 Jahre alt werden.

    6 Grad DGH finde ich persönlich zum Pflegen von P. axelrodi absolut ausreichend. Was ich an Deiner

    Stelle noch machen würde, wäre mit Torf oder Erlenzapfen das Wasser leicht ansäuern.

    VLG [size=12]Uwe

    Wu de Hasen Hos’n haaßen un de Hosen Hus’n haaßen, do bie iech dorrhamm. (erzgebirgisches Sprichwort)

    Salmlerzucht

  • Was ich an Deiner

    Stelle noch machen würde, wäre mit Torf oder Erlenzapfen das Wasser leicht ansäuern.

    Ich hab ein PH Meter fest installiert, das blinkt, wenn der ph über 6,3 geht.

    Ich nutze das Liquid Humin von Glasgarten und eine CO2 Anlage, mit der Stelle ich den ph Wert ein. Ich persönlich hab hier über Osmosewasse derzeit eine KH von 1 und ca. 150µS als Leitwert.


    Liebe Grüße 😊

  • Moin Felix,

    jeder verantwortungsvolle Tierhalter sollte versuchen seinen Zöglingen optimale Haltungsbedingungen zu bieten. Bei unserem Hobby sind es natürlich die Wasserparameter ( pH-Wert, KH, dGH, Wassergüte in Bezug auf chem. Elemente, Temperatur ect.) sowie Futter und Beckeneinrichtung zu beachten. Wie bereits schon erwähnt sollte die Herkunft der Fische berücksichtigt werden. WF und deren direkten Nachkommen sollten nach Möglichkeit die Parameter ihrer Heimatgewässer geboten werden. Aquarienpopulationen oder Nachzuchten aus z.B. Asien werden da schon anpassungsfähiger sein. Es wird sowieso ein relativ breites Spektrum an Wasserwerten für "Neons" genannt: T zwischen 20 und 26°C , weiches Wasser bis 10° dGH, pH < 7 sind so, selbst zur Nachzucht, die allgemeinen Empfehlungen. Mein "Spezialgebiet" sind mittel- und südamerikanische Großcichliden, welche ich bei mehrfachen Reisen auch mit nach Hause genommen hatte. Bei Ersteren braucht man sich bei unseren üblichen Trinkwasserwerten keine Gedanken machen, aber bei den Geophagen, Satanoperca u.a. aus dem Orinoco-Gebiet, insbesondere des Atabapo, kann man die gemessenen Wasserwerte(LW max. 50 µS, pH 4,5-5,5) nur mit großem Aufwand bieten. Geophagen, Satanoperca und L-Welse fühlten sich dann im heimischen Aquarium bei 6,5 pH und ca. 6° dGH ziemlich wohl. Nur bei meinen Uaru fernandezyepezi hatte ich im Vorfeld einen hohen Aufwand zur Herstellung des o.g. Wassers betrieben. Diese sind wirklich extrem empfindlich.

    Beste Grüße von Mathias

  • Hallo Felix,

    ich finde es ziemlich gut, dass du dich mit dem Thema beschäftigst und deinen Tieren die bestmöglichen Bedingungen bieten möchtest.

    Es ist nun mal immer ein Kompromiss aus den Ansprüchen aus den natürlichen Vorkommensgebieten, die übrigens über das Jahr auch nicht gleich sein müssen. Ich habe einmal einen Regenschauer im Regenwald erlebt. Auch da können sich die Wasserwerte in kürzester Zeit dramatisch ändern. Dazu kommen die Voraussetzungen, die wir an unseren Wohnorten vorfinden und der Aufwand, den wir für unser Hobby zu betreiben in der Lage oder gewillt sind.

    Durch die Wahl der gepflegten Art(en) können wir natürlich auch hier Einfluss nehmen.

    Aber lange Rede, kurzer Sinn: Die Arten haben sich in einem bestimmten Umfeld entwickelt und je näher wir versuchen diese Umweltbedingungen nachzuahmen, umso erfolgreicher werden wir in der Haltung und vielleicht sogar Vermehrung einer Art sein. Daher kann ich dich nur ermutigen auf diesem Weg weiterzumachen.

    Liebe Grüße

    Swen

  • Ja, Danke. Ich hab mir jetzt auch öfter mal Habitatvideos angeschaut, ich denke mein Becken ist da strukturell ein guter Kompromiss aus "gefällt mir" und "natürliche Umgebung nachahmen". Das Licht ist den Fischen wahrscheinlich zu hell. Ich muss mal schauen wie ich das mit den Pflanzen mache.

  • Hallo,


    in meinem großen "Peru-Becken" habe ich P.innesi. Mit UO- Anlage komme ich auf 3-4 dGH und mit Torf dann auf ca. 6,5 pH. Im Becken sind noch Kirschflecksalmler H.erythrostigma.

    Vorgestern habe ich ein Paar beim Ablaichen beobachtet, aber keine Eier oder Jungfische gefunden.


    MfG


    Axel

    Man sollte nie Böswilligkeit vermuten, wo schlichtes Unvermögen eine hinreichende Erklärung sein könnte (Napoleon Bonaparte).

  • Vorgestern habe ich ein Paar beim Ablaichen beobachtet, aber keine Eier oder Jungfische gefunden.

    Schön :) Ich werd irgendwann auch mal versuchen zu züchten. Ich denke dass zur Zucht das Wasser aber noch weicher und saurer sein muss. Mein p. axelrodi Züchter hat KH 1 aus der Leitung :)

  • Moin Felix,

    bitte daran denken, dass KH und GH zweierlei sind. Die GH bezieht sich auf den Gehalt an Ca-und Mg-Ionen und ist immer größer als die KH.

    Beste Grüße von Mathias

  • Diese Basics kenne ich natürlich.

    Ich stell mein Wasser mit KH Test, Leitwertmessung und ph-Meter ein.

    Die Grundhärte messe ich gar nicht. Bei KH1 wird die GH wahrscheinlich um die 2-3 liegen.

    Vom Wasserversorger ist sie 14dGH, aber ich nutze eine Osmoseanlage. Das Wasser hat nur deshalb noch 140µS, weil ich mir zum Einfahren des Beckens den Aufwand mit der Osmoseanlage gespart habe und jetzt mit derzeit 30% Wasserwechsel wöchentlich langsam runtergehe.

    Dauerhaft strebe ich einen Leitwert um 50µS an.

    Liebe Grüße, Felix :)

  • Hallo - hier nochmal die Zusatzfrae.

    Wid wichtig ist für innesi die Temperatur?

    Früher hieß es kühl, heute 22-28 °.

    Was stimmt denn nun?

    MfG

    Axel

    Man sollte nie Böswilligkeit vermuten, wo schlichtes Unvermögen eine hinreichende Erklärung sein könnte (Napoleon Bonaparte).

  • Hallo Axel,

    nach meiner Erfahrung mag es P. innesi etwas kühler. 20-22 Grad sind der Fitness zuträglich.
    Wie sich das in den letzten Jahren möglicherweise verändert hat, wo die meisten Tiere aus Nachzuchten stammen, kann ich aber nicht beurteilen.

    Auf jeden Fall sollen die Zuchtformen in der Regel etwas wärmebedürftiger sein.

    Liebe Grüße Swen